Vor dem Weltklimagipfel fordern Umwelt- und Entwicklungsverbände mehr Klimahilfen für Länder des Globalen Südens. Bis 2030 müsse die globale Klimafinanzierung mindestens verzehnfacht werden, erklärten die Klima-Allianz Deutschland und der Verband entwicklungspolitischer Organisationen (Venro) am Donnerstag in Berlin. Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ schlug dafür neue Abgaben für Superreiche sowie eine CO2-Steuer vor.
Bei der 29. UN-Klimakonferenz vom 11. bis 22. November in Baku (Aserbaidschan) müssen sich die Staaten auf ein neues Ziel für Klimahilfen in Entwicklungsländern einigen. Bisher hatten die Industriestaaten zugesagt, jährlich 100 Milliarden US-Dollar dafür zu mobilisieren. Das Geld fließt in den Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen der Erderwärmung. Dabei werden Kredite, Zuschüsse sowie durch öffentliche Mittel mobilisiertes privates Kapital angerechnet. Seitens vieler Entwicklungsländer steht eine Zielsumme von künftig einer Billion US-Dollar im Raum.
Martina Schaub vom Venro-Vorstand erklärte, 2024 sei erneut ein Jahr der Klimarekorde und extremen Wetterereignisse gewesen, unter denen insbesondere die ärmeren Länder sowie die weltweit ärmsten Bevölkerungsgruppen leiden: „Deutschland muss sich deshalb in Baku für eine ausreichende Klimafinanzierung einsetzen, die bei den Menschen vor Ort ankommt.“
Die geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz, Christiane Averbeck, forderte die Bundesregierung auf, für eine Senkung der Emissionen in Deutschland zu sorgen. Ferner solle sich die Bundesrepublik in der EU für feste Ausstiegsdaten für Kohle, Öl und Gas einsetzen und das Ende der Finanzierung fossiler Projekte vorantreiben.
Der Klima-Allianz Deutschland gehören nach eigenen Angaben mehr als 150 Mitgliedsorganisationen aus Bereichen wie Umwelt, Kirche, Gewerkschaften und Entwicklung an. Sie setzt sich für eine ambitionierte und sozial gerechte Klimapolitik auf lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene ein. Venro ist der Bundesverband entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen.
Aus Sicht von „Brot für die Welt“ sollten bei dem neuen Klimafinanzierungsziel Zuschüssen der Vorrang vor Krediten gegeben werden. Präsidentin Dagmar Pruin schlug vor, für die Finanzierung neue Quellen wie eine CO2-Steuer oder eine „Superreichensteuer“ zu erschließen. Das Verursacherprinzip müsse konsequent umgesetzt werden. „Kredite erhöhen die ohnehin großen Schuldenberge und behindern die wirtschaftliche Entwicklung der ärmsten Staaten“, sagte sie.
Die UN-Klimakonferenz beginnt am Montag in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Bei den zweiwöchigen Verhandlungen kommen Delegierte aus mehr als 190 Staaten zusammen.
Die Referentin der Abteilung für Energiepolitik und globale Zukunftsfragen beim katholischen Hilfswerk Misereor, Kathrin Schroeder, forderte, beim Klimagipfel die Menschenrechtslage in Aserbaidschan zu thematisieren. Es gebe die Befürchtung, dass die Sicherheit von Vertretern der Zivilgesellschaft dort massiv gefährdet sei.