Der Thüringer Beirat für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung fordert mehr Anstrengungen, das politische Ziel einer vollständigen Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen. Die neue Landesregierung müsse hierfür eine gesellschaftlich abgestimmte und alle Ebenen der Thüringer Verwaltungen umfassende Gesamtstrategie vorlegen, sagte der Vorsitzende des Beirats und Lehrstuhlinhaber für Hydrogeologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kai Uwe Totsche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Gesamtstrategie müsse vom Gesundheitssektor, über Energie, Ernährung, Naturschutz, Wirtschaft, Verkehr und Bauwesen bis hin zum Katastrophenschutz alle Bereiche umfassen.
Auch müsse das Thüringer Klimagesetz von 2018 überarbeitet werden. Die Landesregierung habe sich im Mai 2023 zur Treibhausgasneutralität bis 2045 bekannt. Seitdem seien aber lediglich wenige Anpassungen im Klimagesetz festgelegt worden, die vor allem widerspruchsfreie Regelungen auf Landesebene gewährleisten sollen. „Die bisher ergriffenen Maßnahmen werden nicht ausreichen, um die gesetzten Ziele bis 2045 zu erreichen“, sagte Totsche mit Verweis auf ein jetzt vom Klimarat vorgelegtes Positionspapier.
Dabei habe Thüringen gute Voraussetzungen, klimapolitisch voranzugehen. Die Wirtschaft sei ebenso wettbewerbsfähig wie innovativ und auch die natürlichen Voraussetzungen seien gut. So zeichne sich der Freistaat zusammen mit Sachsen etwa durch die höchste Sonneneinstrahlung in Ostdeutschland aus. Um das bundesweite Ziel für den Ausbau der Solarenergie umzusetzen, müsse auch in Thüringen die Stromeinspeisung aus Photovoltaik bis 2030 mindestens verdreifacht werden, forderte Totsche.
Klimaschutz bedeute Veränderungen für den Einzelnen und die ganze Gesellschaft. Damit könnten zum einen ernst zu nehmende Sorgen und Fragen einhergehen, die einen transparenten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern erforderten. „Auch muss bei Maßnahmen, die Kosten generieren, ein sozial angepasster finanzieller Ausgleich frühzeitig angeboten werden“, forderte Totsche. So sollten etwa Landwirte beim klimakonformen Umbau ihres Betriebs unterstützt werden. Subventionen seien an die Vereinbarkeit mit dem Klimaschutz zu koppeln.
Die Veränderungen böten auch Zusatznutzen, die aufgezeigt werden müssten. So schaffe eine Entsiegelung der Flächen lebenswertere Städte durch eine Linderung bei Hitzewellen. Saubere Energie führe zu sauberer Luft und weniger Krankheiten. Ein gut gemachter Klimaschutz könne die Lebensqualität für den Einzelnen erhöhen, sagte Totsche.