Thüringen wird die von der Europäischen Union (EU) geforderten Verbesserungen beim Zustand von Grundwasser und Flüssen bis 2027 nicht überall erreichen. Allerdings seien zuletzt auch durch die Umweltgesetzgebung große Fortschritte im Gewässerschutz gemacht worden, sagte Thüringens amtierender Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Probleme bereiteten in manchen Teilen des Landes die immer noch erhöhten Nitratgehalte im Grundwasser, die Salzbelastungen in Werra und Wipper und die Vorrohrung vieler Flüsse und Bäche.
Laut Stengele werden Thüringens Gewässer bis zum Stichtag am 22. Dezember 2027 vor allem im Bereich des Thüringer Waldes in einem ökologisch gutem Zustand sein. Das gelte beispielsweise für die Wilde Gera oder die Schwarza. „Aber auch die Zorge und Bere im Südharz ebenso wie die Thüringer Talsperren verfügen heute schon über gutes, sauberes Wasser“, sagte Stengele.
Speziell in den seit Jahrzehnten landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen Thüringens lassen sich laut Stengele die Ziele der sogenannten Wasserrahmenrichtlinie aber nicht vollständig erreichen. Hierfür seien vor allem die Einträge von Nährstoffen und die Begradigungen der Flüsse und Bäche verantwortlich. „Wir stellen aber fest, dass die in den vergangenen Jahren erlassenen Gesetze und die umgesetzten Maßnahmen zu greifen beginnen“, sagte er. Dazu zählten etwa die Festlegung von zehn Meter breiten Gewässerrandstreifens außerhalb bebauter Bereiche sowie die Gründung von 20 Gewässerunterhaltungsverbänden.
Weiterhin Probleme bereite der Bergbau und dessen salzige Hinterlassenschaften in Nord- und Westthüringen. So werde etwa die Werra wegen der hohen Salzbelastungen aus dem Kalibergbau die EU-Vorgaben ebenso wenig erreichen, wie die Grundwasserkörper im Werra-Gebiet. „Auch im Gebiet der Wismut konnte ein guter Zustand bisher nicht erreicht werden“, sagte Stengele.
Nach seinen Worten hat sich Qualität des Grundwassers in Thüringen insgesamt seit 2009 verbessert. Aktuell seien 64 Prozent der Vorräte chemisch in gutem Zustand: „Besonders die Düngegesetzgebung hat hier zu Verbesserungen geführt.“ Trotzdem sei sicher davon auszugehen, dass die bis 2027 geforderten Ziele nicht flächendeckend und überall erreicht werden könnten.
Der Umweltminister warnte zudem davor, dass sich durch die Klimaveränderungen die Situation in einzelnen Regionen wieder verschlechtern könnte. So sei etwa die Grundwasserneubildung in den langen Dürrephasen zuletzt stark rückläufig gewesen.