Sozialverbände sehen eine Vernachlässigung des Themas Kinderarmut im Wahlkampf. Nach Jahren der politischen Auseinandersetzung um die Kindergrundsicherung scheine das Thema beim Werben der Parteien um Stimmen derzeit kaum eine Rolle zu spielen. „Das muss sich ändern“, heißt es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Zukunftsforum Familie (ZFF) und das Bundesjugendwerk der AWO veröffentlichten unter dem Titel „Der Ungleichheit wirksam begegnen“ das erste von zwölf Faktenblättern, wie Kinderarmut überwunden werden kann.
„Armut ist kein individuelles Versagen, sondern sie hat strukturelle Gründe“, sagte AWO-Präsident Michael Groß: „Daher erwarten wir ein konsequentes Vorgehen gegen Kinderarmut durch eine Erhöhung und Vereinfachung der monetären Leistungen sowie eine dauerhafte Finanzierung von Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur.“
Britta Altenkamp, Vorsitzende des Zukunftsforums Familie, sagte: „Viel zu viele Kinder, Jugendliche und ihre Familien nutzen ihre Ansprüche auf sozialrechtliche Leistungen nicht.“ Viele wüssten nicht, was ihnen zustehe, schämten sich, die Unterstützung zu beantragen oder scheuten die hohen bürokratischen Hürden: „So leben mehrere Hunderttausende von Familien in verdeckter Armut und unter dem Existenzminimum, trotz der Rechte, die ihnen zustehen.“