Die Tafel Deutschland erwartet von der künftigen Bundesregierung, dass die Nöte bedürftiger Menschen von der Politik ernst genommen werden. Dazu seien Maßnahmen wie die Kindergrundsicherung, höhere Mindestlöhne, krisenfeste Renten und mehr Bildungsgerechtigkeit notwendig, sagte der Leiter der Tafel-Akademie, Marco Koppe, dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Heute sehen wir, dass es für viele Menschen gar nicht mehr ohne die Tafeln geht. Das darf nicht sein, denn die soziale Verantwortung des Staates wird auf ehrenamtliche Unterstützungen übertragen.“ Der wirksame Kampf gegen Armut sei Aufgabe des Staates.
Der Bund müsse die Belange armutsbetroffener Menschen verstärkt in den Blick nehmen. „Wir sind bereit, uns einzubringen und bieten unsere Expertise allen demokratischen Parteien an“, sagte Koppe. Er sieht zudem Handlungsbedarf beim bezahlbaren Wohnen sowie bei der Anerkennung von Care-Arbeit in der Rente.
Vielen Tafeln fehlen nach seinen Worten ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Zugleich wachsen die Anforderungen in den Lebensmittelausgabestellen. Seit 2016 bietet die Tafel-Akademie deshalb Kurse zur Professionalisierung der Arbeit an. Inhalte sind unter anderem Arbeitsschutz, Buchführung, Logistik, Datenschutz, Lebensmittelschutz, Führungskompetenz, Fundraising und der Umgang mit Problemsituationen.
2024 hat die Akademie 138 Veranstaltungen organisiert, die von etwa 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern genutzt wurden. „Viele Kurse werden online angeboten, was die Teilnahme erleichtert - 90 waren es im Vorjahr“, berichtete Koppe. Dazu kämen bundesweit Präsenzveranstaltungen und Inhouse-Schulungen: „Wir organisieren das von unserer Geschäftsstelle in Berlin aus.“
Die Aufgaben der Ehrenamtler, die 94 Prozent der Mitarbeitenden ausmachen, würden immer komplexer, weil die gesetzlichen Anforderungen stiegen: „Das heißt, vor Ort ist auch deutlich mehr Expertise nötig.“ Diese zu vermitteln, sei die Kernaufgabe der Tafel-Akademie: „Die Zahl der armutsbetroffenen Menschen nimmt zu, ein Drittel arbeitet mit temporären Aufnahmestopps oder Wartelisten, das belastet die Tafel-Aktiven zusätzlich.“
Das Ehrenamt verändere sich und gehe „weg vom regelmäßigen, langfristigen und verlässlichen Engagement hin zu flexibleren und punktuellen Einsätzen“, sagte Koppe. Darauf reagiere die Tafel-Akademie mit dem Projekt 'Engagement - Neudenken!', um die Freiwilligengewinnung neu aufzusetzen. Ziel sei es, die Arbeit attraktiv und sinnvoll zu gestalten.