Kälte sorgt für Ansturm auf Notübernachtungen
Berlin (epd).

Die Berliner Notübernachtungen für Obdachlose geraten durch die kalten Temperaturen an ihre Belastungsgrenze. Einzelne Einrichtungen haben ihre Kapazitäten zur Aufnahme Bedürftiger erhöht, wie der Leiter der Koordinierungsstelle Berliner Kältehilfe, Jens Aldag, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte.

So hat die Stadtmission in ihrer Notübernachtung für Obdachlose am Containerbahnhof in Friedrichshain die Kapazität zu Wochenbeginn von 70 auf 120 Plätze erhöhen können. Die Sprecherin der Stadtmission, Barbara Breuer, nannte am Mittwoch die schnelle Genehmigung der Senatssozialverwaltung zur Genehmigung und Kostenübernahme der zusätzlichen Plätze vorbildlich. Auch die Johanniter haben inzwischen in der Notübernachtung in der Ohlauer Straße in Kreuzberg zusätzliche Feldbetten aufgestellt, sagte Aldag.

Bereits bei einer Gesamtauslastung der Kältehilfe-Einrichtungen von mehr als 90 Prozent seien einzelne Standorte überlastet, sagte der Kältehilfen-Koordinator. Hinzu komme, „je später die Nacht, umso schwieriger ist es für Einrichtungen, noch jemanden aufzunehmen“.

Laut Senatssozialverwaltung standen in der vergangenen Woche im Durchschnitt 1.178 Notübernachtungsplätze zur Verfügung. Davon waren im Schnitt 1.105 Plätze pro Nacht belegt, 73 blieben frei. Das war eine Auslastung von knapp 94 Prozent, teilte die Senatssozialverwaltung am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Bluesky mit. Das Motto laute nach wie vor: „Wer ein Bett braucht, bekommt auch eins!“ Die Übernachtungsplätze werden vor allem von Kirchengemeinden und freien Trägern zur Verfügung gestellt.

Mit Blick auf den stark nachgefragten Kältebus der Stadtmission, der Obdachlosen helfen und diese in Notübernachtungen fahren kann, appellierte Breuer an die Berlinerinnen und Berliner, Menschen auf der Straße, von denen sie annehmen, dass sie Hilfe benötigen, zunächst anzusprechen. Erst im zweiten Schritt sollte dann der Kältebus alarmiert werden. Es komme immer wieder vor, so Breuer, dass der Kältebus zu Menschen gerufen werde, die gar keine Hilfe wollten. Weiter kritisierte sie, dass es in den vergangenen Nächten auch Fälle gegeben habe, in denen Hilfsbedürftige, die vermeintlich obdachlos waren, von Rettungswagenbesatzungen und in Krankenhäusern abgewiesen wurden.

Aldag zeigte sich verwundert, dass angesichts von schätzungsweise mehr als 6.000 Obdachlosen in Berlin vergleichsweise wenige Menschen die Angebote der Kältehilfe wahrnehmen. Die „frohe Botschaft“ sei dabei, dass es in diesen kalten Tagen offiziell bislang keine Kältetoten zu beklagen gebe. Breuer rief dazu auf, verstärkt Schlafsäcke zu spenden. Diese würden gemeinsam mit warmen Getränken und Suppen vom Kältebus an Bedürftige verteilt.