Königlicher Rückzugsort, Filmkulisse, Unesco-Welterbe: Vor mehr als 200 Jahren wurde zwischen Potsdam und Berlin auf der Pfaueninsel in der Havel ein Schloss gebaut - im romantischen Stil als vermeintliche Ruine. Seit einigen Jahren ist das Denkmal der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten geschlossen und wird saniert. Nun soll das Schloss der Pfaueninsel nach Abschluss der Arbeiten im Frühjahr wieder geöffnet werden und seine Schätze präsentieren.
Als „Pflegefall“ hatte Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) das Denkmal zum Sanierungsbeginn vor mehr als drei Jahren bezeichnet. Holzfäulnis, Pilz- und Insektenbefall an den Traghölzern der Fachwerkaußenwand und der Dachkonstruktion, unzureichende Entwässerung bei Starkregen, ungeeignete Ersatzmaterialien in den Fachwerkzwischenräumen anstelle der originalen Ziegelausmauerung, Risse am Sandsteinsockel, Rostfraß an der Eisengussbrücke, so lauteten einige der Einträge auf der Schadensliste. Die voraussichtlichen Gesamtkosten lägen nach aktuellem Stand bei rund 7,5 Millionen Euro, sagt der Chefarchitekt der Stiftung, Ayhan Ayrilmaz.
Einst wurde die Insel zur Kaninchenzucht genutzt, dann für Alchemie- und Glasexperimente. Um 1795 wurde dann das Ruinenschloss für den Thronfolger Friedrichs des Großen, den preußischen König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), und seine Vertraute und Mätresse Wilhelmine Encke (1753-1820) errichtet. Auch Südsee-Exotik, die an die Insel Tahiti erinnern sollte, hielt in der Zeit Einzug in das preußische Schloss: Ein Turmzimmer wurde als Bambushütte mit fremdländischen Pflanzen und farbenprächtigen Pfauen ausgemalt.
Ab 1818 wurde die Insel von dem Gartenkünstler Peter Joseph Lenné (1789-1866) zu einem Landschaftspark umgestaltet, ein Rosengarten, ein Palmenhaus und eine Menagerie mit verschiedensten Tieren kamen hinzu. Im 19. Jahrhundert wurde der Ort zum beliebten Ausflugsziel. Seit 1924 steht die Insel, die vor allem wegen ihrer frei lebenden Pfauen bekannt ist, unter Naturschutz. In den 60er Jahren dienten Insel und Schloss in West-Berlin in verschiedenen Edgar-Wallace-Kriminalfilmen als Kulisse. Seit 1990 gehört die Pfaueninsel zum Unesco-Weltkulturerbe.
Die Insel sei ein „gärtnerisch und architektonisch besonders gestalteter Ort“, schreibt die Chefrestauratorin der Schlösserstiftung, Kathrin Lange, in einer Publikation über die Pfaueninsel. Das Schloss wirke mit seinen Türmen und der „Brücke in luftiger Höhe“ bizarr. Der Charme des seit 1840 unbewohnten Bauwerks sei bis heute bewahrt geblieben, betont sie: „Die Zeit ist stehengeblieben.“
Dass die Interieurs aus der Erbauungszeit von 1795 nahezu unverändert erhalten geblieben sind, sei einmalig in der Kulturlandschaft Berlins und Brandenburgs, so hat es der Generaldirektor der Stiftung, Christoph Martin Vogtherr, zusammengefasst. Damit der historische Schatz weiter bewahrt werden kann, wurde das Museumsschloss 2018 geschlossen und seit 2021 instandgesetzt. Die Inneneinrichtung kam dafür ins Berliner Schloss Charlottenburg. Dort wurde das Inventar, soweit nötig, gereinigt und konservatorischen Maßnahmen unterzogen.
Im späten Frühjahr soll das gesamte Mobiliar dann von einer Kunstspedition in die Schlossräume auf der Pfaueninsel zurückgebracht werden: Mehr als 200 Objekte der originalen Ausstattung, darunter Schreibtische und Betten, Gemälde und Kronleuchter, Porzellan und Silberbesteck, werden an ihre historischen Standorte zurückkehren.
Zur Wiedereröffnung des Schlosses im Mai will die Stiftung auch ein digitales Album mit Erinnerungen von Besucherinnen und Besuchern an die Pfaueninsel veröffentlichen. Geschichten und Fotos, „egal ob kurios, romantisch, humorvoll oder bewegend“, können dafür bis zum 31. März eingesandt werden.