Tourismusforscher: Mehr als 60 Prozent der Deutschen wandern
Salzgitter, Heiligenstadt (epd).

Wandern ist beliebter als vor der Pandemie. Nach dem „Wanderhype“ in den Corona-Jahren 2020 und 2021 habe sich die Wanderneigung der Deutschen auf höherem Niveau stabilisiert, sagte der Tourismusforscher von der Ostfalia-Hochschule in Salzgitter, Heinz-Dieter Quack, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach einer im Frühjahr durchgeführten Befragung sagten 63 Prozent der Deutschen, dass sie mindestens gelegentlich wandern.

Quack ist Gastredner bei einer Tourismus-Fachtagung anlässlich des 122. Deutschen Wandertags, der ab Donnerstag in Heiligenstadt im thüringischen Eichsfeld stattfindet. Zu dem viertägigen Treffen werden mehrere Tausend Wanderfreunde aus ganz Deutschland erwartet.

Die Natur zu erleben sei das in Umfragen immer wieder am häufigsten genannte Motiv für das Wandern, sagte Quack. Weitere Motive seien die Gesundheit, eine Region kennenzulernen, Stille zu erleben und Stress abzubauen. „Tatsächlich ergibt sich durch das stundenlange Gehen bei moderater körperlicher Anspannung eine größtmögliche mentale Entspannung“, erläuterte der Professor. Mitunter spielten auch religiöse Motive eine Rolle. „Zehn Prozent der Deutschen sagen, dass sie gelegentlich pilgern.“

Zwar gebe es viele touristische Segmente, in denen die Menschen pro Tag mehr Geld ausgeben, etwa im Kultur- und Städtetourismus, sagte Quack. Indes sei das Wandern, wenn man von Ab- und Abreise absieht, eine vergleichsweise umweltfreundliche Form des Tourismus: „Wanderer bevorzugen oft eher familiengeführte Unterkünfte und freuen sich, wenn das Essen und das Bier aus der Region kommen.“ Deshalb, wegen der regional differenzierten Wertschöpfungskette, sei Wandern auch wirtschaftlich eine besonders nachhaltige Urlaubsform.

Das Mittelgebirge sei unter allen Landschaftsformen die mit Abstand beliebteste, sagte der Wandermarkt-Forscher. „Die Alpen, einschließlich des hochalpinen Bereichs, sind für viele ein Sehnsuchtsziel, das sie dann aber doch nicht so oft ansteuern. Auch weil es viel größere Ansprüche an die körperliche Fitness stellt.“ Mit Blick auf die Wege würden schmale und verschlungene Pfade als besonders attraktiv empfunden - Wege, die oft ins Dickicht und wieder herausführten „und überraschende Ein- und Ausblicke in die Landschaft bieten“.

epd-Gespräch: Urs Mundt