Vor dem Hintergrund knapper Kassen verhandelt die Landeshauptstadt Dresden derzeit zu Erlösen aus Konzerten des Dresdner Kreuzchores. Die Stadt als Rechtsträger des traditionsreichen Ensembles wolle „eine dauerhaft höhere Kostenbeteiligung der Kirchgemeinde am Gesamtunterhalt des Kreuzchores“, teilte die Stadtverwaltung dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch in Dresden mit. Gespräche zwischen den Vertragspartnern würden derzeit laufen. Details wurden bisher nicht bekannt.
Zwischen der sächsischen Landeshauptstadt und der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Johannes-Lukas-Kreuz in Dresden war 2019 ein Vertrag geschlossen worden. Dieser sieht unter anderem vor, dass die Kirchgemeinde Veranstalter aller Konzerte und sonstigen Auftritte des Dresdner Kreuzchores in der Kreuzkirche ist. Dafür entrichtet die Kirchgemeinde Honorare an die Kommune.
Wie ein Stadtsprecher dem epd erklärte, besteht aus Sicht der Landeshauptstadt die Notwendigkeit, diesen Vertrag neu zu verhandeln. Als Gründe nannte er die Kostenentwicklung für den Unterhalt des Kreuzchores und die allgemeine prekäre kommunale Haushaltssituation. Zuerst hatten die „Dresdner Morgenpost“ und das Onlineportal „Tag24“ darüber berichtet.
Die Einnahmen aus dem Vertrag decken laut dem Sprecher derzeit nur noch zwei Prozent der Gesamtausgaben, welche die Landeshauptstadt für den Dresdner Kreuzchor tätige. Die Kommune wolle „grundsätzlich am Beziehungsgefüge mit der Kirchgemeinde festhalten und die jahrhundertealte Präsenz des Dresdner Kreuzchores in der Kreuzkirche aufrechterhalten“. Zu den Verhandlungsergebnissen wollten beide Vertragspartner „zu gegebener Zeit informieren“, hieß es.
Die zuständige Kirchgemeinde wollte sich nicht öffentlich zu Zahlen oder dem Stand der Gespräche äußern. Eine Sprecherin sagte dem epd: „Wir sind mit der Stadt Dresden auf einem gemeinsamen und konstruktiven Weg.“ In den Gesprächen werde die Stadtgemeinde von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens unterstützt.
Der Dresdner Kreuzchor blickt auf eine mehr als 800 Jahre alte Tradition zurück. Das Ensemble in städtischer Trägerschaft hat seine christlichen Wurzeln und seine Heimat in der Dresdner Kreuzkirche am Altmarkt. Dort gestaltet der Knabenchor regelmäßig Vespern und Gottesdienste sowie Konzerte. Zum Dresdner Kreuzchor gehören etwa 130 Jungen im Alter von neun bis 19 Jahren.
Am Gründonnerstag und am Karfreitag führt der Kreuzchor die Johannespassion von Johann Sebastian Bach (1685-1750) auf. Zuletzt war das Werk mit dem evangelischen Knabenchor in der Kreuzkirche 2013 erklungen. Für März 2020 waren eigentlich Aufführungen in Finnland und in Dresden geplant, die jedoch pandemiebedingt abgesagt werden mussten. Künftig will der Kreuzchor die Matthäus- und die Johannespassion von Bach vor Ostern im jährlichen Wechsel in der Kreuzkirche aufführen.