Die Semperoper Dresden bleibt ein Publikumsmagnet. Mit 93,2 Prozent Auslastung habe das Musik- und Tanztheater im Jahr 2024 einen „Supererfolg“ erzielt, sagte der Kaufmännische Geschäftsführer der Sächsischen Staatstheater, Wolfgang Rothe, am Donnerstag in Dresden. Dieser Wert sei zuletzt vor 15 Jahren getoppt worden. 2007 war die Auslastung der 1.300 Sitzplätze des Hauses mit 95,9 Prozent noch höher.
In der kommenden Spielzeit 2025/2026 setzt die Semperoper neben traditionellen Werken verstärkt auf zeitgenössische Stücke. Laut Intendantin Nora Schmid steht unter anderem die Oper „The Snow Queen“ des 72-jährigen dänischen Komponisten Hans Abrahamsen erstmals auf dem Dresdner Spielplan. Sie lasse das zugrunde liegende Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen (1805-1875) in einem ganz neuen Licht erscheinen, hieß es. Das Werk wurde 2019 in Kopenhagen uraufgeführt. Es ist Abrahamsens erste Oper.
Insgesamt zwölf Premieren sind in der neuen Spielzeit vorgesehen. Dazu kommen laut Schmid 29 weitere Werke aus dem Repertoire. Erstmals in Dresden werde zudem die Kammeroper „Gold!“ des niederländischen Komponisten Leonard Evers gespielt. Das Stück für junges Publikum hatte 2012 im niederländischen Enschede Uraufführung. Als Vorlage diente das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“.
Einen Weg zur Selbstfindung zeichnet dagegen die Kammeroper „As One“ nach. Das Werk der US-amerikanischen Komponistin Laura Kaminsky schildert Erfahrungen einer Transfrau mit Familie, Gesellschaft und sich selbst. Seit der Uraufführung 2014 zähle das Stück zu den meistgespielten zeitgenössischen Opern in Nordamerika, hieß es.
An der Semperoper sind zudem Neuproduktionen von Giuseppe Verdis (1813-1901) Oper „Falstaff“, von Richard Wagners (1813-1883) Meisterwerk „Parsifal“ sowie von George Bizets (1838-1875) „Carmen“ geplant. Schmid betonte, das vielfältige Programm solle ganz unterschiedliche Menschen ansprechen: „Wir wollen den Klangreichtum unseres Lebens auf die Bühne bringen.“
Zu erleben ist in der neuen Spielzeit auch der Stummfilm „Die Stadt ohne Juden“ aus dem Jahr 1924. Begleitet wird das Werk des Filmregisseurs Hans Karl Breslauer (1888-1965) von Livemusik der österreichischen Gegenwartskomponistin Olga Neuwirth. Anlass ist das „Jahr der jüdischen Kultur“ in Sachsen 2026. Außerdem sind Friedrich Händels (1685-1759) Oratorium „Saul“ zu erleben sowie die Oper „Dialogues des Carmelites“ von Francis Poulenc (1899-1963), die das Schicksal von Nonnen während der Französischen Revolution schildert.
Neue Wege geht auch das Semperoper Ballett. Zum ersten Mal gibt es mit der australischen Choreografin Stephanie Lake eine „Artist in Residence“. Ihr 2018 uraufgeführtes Stück „Colossus“ wird in Dresden mit 65 Tänzerinnen und Tänzern Premiere haben.
Ballettdirektor Kinsun Chan wird erneut ein eher intimeres Stück im Kleinen Haus des Staatsschauspiels auf die Bühne bringen. Die Philosophie von „Parts and Pieces“ sei von der japanischen Keramik-Reparaturmethode Kintsugi inspiriert, bei der Risse sichtbar bleiben, sagte Chan. Zudem ist 2026 das Ballett „Onegin“ von John Cranko (1927-1973) erstmals in der Semperoper zu erleben.