Nach fünf Jahren ist auf dem Stiftsberg in Quedlinburg, der einzigen Welterbestadt in Sachsen-Anhalt, endlich ein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Die Kleinstadt im Harz hat im vergangenen Jahr das 30-jährige Bestehen des Unesco-Welterbetitels gefeiert - eigentlich sollten bis dahin die Kirche St. Servatius, die den berühmten Domschatz beherbergt, und das angrenzende Schloss längst fertig sein. Doch erst die Corona-Pandemie und dann unvorhergesehene Schwierigkeiten haben die Arbeiten viele Jahre lang verzögert.
„Wir gehen mit der Stadt davon aus, dass die Bauarbeiten jetzt im Dezember abgeschlossen werden“, sagt der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg, Christoph Carstens, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Wiedereröffnung soll dann zu Ostern 2026 erfolgen.
Vor allem das Schloss und ehemalige Damenstift soll dann in neuem Glanz erstrahlen. Die Räume werden umgebaut, denkmalgerecht renoviert und die Dauerausstellung, die die Geschichte des Damenstiftes präsentiert, komplett überarbeitet. „Die Ausstellung ist komplett neu und auch größer“, betont Carstens. Schwerpunkt der Schau ist demnach die Geschichte des Damenstifts, das vom ostfränkischen König Heinrich I. (um 875-936) auf Fürsprache seiner Gattin, Königin Mathilde (896-968), im Jahr 936 gegründet wurde. Es existierte bis zur Säkularisation 1802/03. Mathilde ist bis heute in der Krypta der Kirche bestattet.
Auch die Geschichte nach der Aufhebung des Stifts 1803 wird in der Ausstellung erläutert. Einer der Höhepunkte werde ein mittelalterlicher Knüpfteppich aus der Zeit um 1200 sein, der laut Carstens eigentlich in den Domschatz gehört, aber dort nicht gezeigt werden könne. Auch der bekannte „Raubgrafenkasten“ werde Teil der Ausstellung sein. In dem Holzkasten soll im 14. Jahrhundert Graf Albrecht II. von Regenstein (um 1290-1348) von Quedlinburger Bürgern gefangen gehalten worden sein.
Auch die Krisen des Mittelalters sowie die Reformation, die das Damenstift überdauerte, werden im Museum gezeigt. „Auch die Räume sind ein eigenes Erlebnis“, unterstreicht Carstens. Der Residenzraum der Äbtissin, der im 18. Jahrhundert neu gestaltet worden sein, könne nach der Wiedereröffnung besichtigt werden. Deutlich mehr Räume als bisher sollen dann zugänglich sein.
In der Kirche selbst wird sich laut Carstens wenig ändern. Es werde unter anderem ein gemeinsamer Eingang für das Museum und das Gotteshaus geschaffen. „Der Kirchenraum soll, so weit es geht, nicht museal werden, sondern ein liturgischer Gottesdienstraum bleiben“, betont der Pfarrer. Nur sehr vorsichtig werde es eine Möblierung in der Kirche geben, die den Touristen helfen soll, sich zu orientieren. Für Kirchenbesucher gibt es unter anderem Orgelandachten mit einem geistlichen Wort.
Zwar investiert die Kirchengemeinde nach eigenen Angaben rund 1,25 Millionen Euro, auch mit Unterstützung des Kirchenkreises Halberstadt und der mitteldeutschen Landeskirche, aber eigentlicher Bauherr ist die Stadt als Eigentümerin des gesamten Stiftsbergs.
Insgesamt 30 Millionen Euro werden am Ende hier verbaut sein, sagt Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU). Rund 14 Millionen müsse die Stadt davon selbst aufbringen. Zukünftig wolle man das Stiftsbergensemble, Stiftsgebäude und Stiftskirche, den Besuchern als Einheit präsentieren. „Das Museum auf dem Stiftsberg wird Champions League spielen“, verspricht Ruch. So soll das Stiftsgebäude nach Angaben der Stadt künftig unter anderem durch zwei Aufzüge barrierearm sein.
Auch künftig wollen Stadt und Kirchengemeinde ihre Zusammenarbeit dauerhaft fortsetzen und in einer weiteren Kooperationsvereinbarung festschreiben, hieß es. Derzeit fiebern beide auf die Wiedereröffnung hin. „Wir wünschen uns einen Hoftag Ostern 2026, um für die Besucherinnen und Besucher öffnen zu können“, betonte Marion Goldbeck, Fachbereichsleiterin Kultur in der Stadtverwaltung.