Nach dreimonatiger Umbaupause öffnet das Otto-Dix-Haus in Gera am Dienstag wieder mit einer neu konzipierten Dauerausstellung. Das Museum werde sich im Geburtshaus von Otto Dix (1891-1969) künftig auf das Frühwerk des Künstlers konzentrieren, sagte Claudia Schönjahn von der Kunstsammlung Gera am Freitag in der ostthüringischen Stadt. Daneben zeige das Haus wechselnde Ausstellungen aus dem mehr als 200 Dix-Werke umfassenden eigenen Bestand.
Die Neugestaltung des Museums sei notwendig geworden, nachdem viele Werke aus dem Otto-Dix-Haus in die Anfang Oktober neu eröffnete Dauerausstellung in der Orangerie im Zentrum Geras umgezogen sind, sagte Schönjahn. Die Präsentation des Jugend- und Frühwerks des Künstlers habe nahegelegen, da die Kunstsammlung aus dieser Zeit über viele Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde verfüge. Insofern sei der Abzug vieler Werke aus dessen Geburtshaus Notwendigkeit und Chance zugleich für die Kunstsammlung gewesen.
Die kleine Dauerausstellung zeige neben Gemälden und Grafik aus der Zeit bis 1910 auch drei Skizzenbücher. Diese sollen laut Schönjahn in den kommenden Monaten vollständig digitalisiert werden, sodass Besucherinnen und Besucher mehr als nur die jeweils aufgeschlagenen Seiten der ausgestellten Kladden betrachten könnten.
Der Leiter der Kunstsammlung, Holger Peter Saupe, sagte, die neue Ausstellung ermögliche es, dem Beginn und frühen Verlauf von Dix künstlerischer Entwicklung nachzuspüren: „Das leistet nur Gera“, sagte Saupe. Mit Orangerie und Otto-Dix-Haus strebe die ostthüringische Stadt an, sich neben Chemnitz, Stuttgart und Dresden als beachtete Wirkungsstätte des Künstlers zu etablieren.
Aus konservatorischen Gründen werde es auch in der Dauerausstellung notwendig sein, die empfindlichen Grafiken und Papierarbeiten regelmäßig auszutauschen. Das aber erhöhe den Reiz für mehrmalige Besuche. Erfreulich aus Sicht von Saupe ist der regelmäßige Zustrom von Schenkungen und Dauerleihgaben an die Kunstsammlung Gera.
Allein seit 2022 seien 75 Arbeiten von Dix an die Kunstsammlung übergeben worden. Folgerichtig trage die aktuelle Sonderausstellung den Titel „alles Neu“ und präsentiere ab Dienstag erstmals einen bedeutenden Teil der Neuzugänge. Die Exponate reichten von farbenfrohen Aquarellen, über kraftvolle Holzschnitte und zwei originalen Radierplatten bis hin zarten Silberstiftzeichnungen.
Otto Dix gilt als einer der bedeutendsten deutschen Maler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Werke werden in unterschiedlichen Lebensphasen der Neuen Sachlichkeit und dem Expressionismus zugerechnet. Bekannt ist er vor allem für seine ungeschönten Darstellungen der deutschen Gesellschaft während der Weimarer Republik und der Brutalität des Krieges.
Das Otto-Dix-Haus wurde zum 100. Geburtstag des Künstlers im Jahr 1991 zu einem Museum umgebaut. Neben seinen Werken vermittelt das Museum die Wohnsituation der Arbeiterschaft in Gera um das Jahr 1900. Hierzu wurde in einigen Zimmern im ersten Obergeschoss eine Wohnung mit Möbeln und Ausstattung der Zeit eingerichtet. Dix selbst wohnte während seiner ersten Lebensjahre in einer nicht mehr erhaltenen Wohnung im Erdgeschoss.