Menschenrechte auf Oblate und Luftschiffe auf Ballkleid
Deutsches Historisches Museum zeigt Ausstellung zu Aufklärung
Berlin (epd).

Das Deutsche Historische Museum in Berlin (DHM) zeigt von Freitag an die Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“. Präsentiert werden rund 400 Objekte, darunter Zeichnungen, Grafiken, Skulpturen, Dokumente, Münzen und wissenschaftliche Geräte, teilte das Museum am Mittwoch mit. Zu sehen ist die Schau bis zum 6. April 2025.

Unter den Exponaten sind unter anderem Originalmanuskripte des englischen Naturwissenschaftlers Isaac Newton (1643-1727), eine französische Erklärung der Menschenrechte in Form einer Oblate und ein mit Luftschiffen besticktes französisches Ballkleid. Gezeigt werden auch ein silbernes Mikroskop des britischen Königs Georg III. (1738-1820) und ein seltenes graviertes Straußenei.

Der Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, Raphael Gross, sagte bei der Vorstellung der Ausstellung am Mittwoch, die Ausbreitung immer stärkerer antimoderner Bewegungen und Ressentiments sei Anlass, die Frage nach dem Wesen der Aufklärung neu zu stellen. Mit ihr seien zahlreiche Begriffe verbunden, „ohne die wir heute kaum denken können“. Gleichzeitig hätten Aufklärer Traditionen gestützt, die sich als besonders menschenverachtend erwiesen hätten.

Antimoderne Positionen zeigten sich heute als Kritik an vorgeblich „westlichen aufklärerischen“ Positionen. Sie spiegelten sich in „esoterischem Denken und antiuniversalistischen Haltungen“. Viele Institutionen in Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft gerieten dadurch zunehmend unter Druck, beklagte Gross.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) wies anlässlich der Präsentation der Ausstellung auf die Aktualität der Frage nach dem Wesen der Aufklärung hin. Kants Antwort darauf sei „nach wie vor eine Kampfansage an Despoten, Autokraten und Rechtspopulisten“. Wer Kants Aufruf folge und sich seines eigenen Verstandes bediene, riskiere nicht nur in Russland, China oder Nordkorea Leib und Leben. „In einer Zeit, in der Desinformationen zur Wahrheit erklärt werden, in der Rechtspopulisten auch in Deutschland mit Lügen Angst und Schrecken verbreiten, steht nicht nur die Aufklärung auf dem Spiel, sondern die Demokratie überhaupt“, sagte Roth.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die zentralen Auseinandersetzungen der Epoche und ihre Widersprüche. In der Ausstellung gehe es unter anderem um die Entstehung neuer Wissenschaften und Fragen der Religion sowie der Gleichheit und Freiheit der Menschen, hieß es. Weitere Themen sind die Forderung nach bürgerlichen Rechten, das Weltbürgertum sowie politische und wirtschaftliche Modelle der Zeit.

Der Titel der Ausstellung „Was ist Aufklärung“ geht auf eine Frage des Berliner Pfarrers Johann Friedrich Zöllner (1754-1804) in der „Berlinischen Monatsschrift“ vom Dezember 1783 zurück. Zöllner habe damit habe eine Debatte um den Begriff ausgelöst, die unter anderem den Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) zu einer berühmten Antwort anregte, hieß es.

Die Epoche der Aufklärung umfasst etwa den Zeitraum von 1720 bis 1800. Im Fokus stand das Streben nach Freiheit und Vernunft.