Die Berliner Gemäldegalerie zeigt ab Freitag Highlights aus dem Museum für Westliche und Östliche Kunst im südukrainischen Odessa. Die Sonderausstellung präsentiert 60 Werke europäischer Maler des 16. bis 19. Jahrhunderts, wie die Direktorin der Gemäldegalerie, Dagmar Hirschfelder, am Mittwoch sagte. Die Exponate wurden zu Beginn des Ukraine-Krieges in Sicherheit gebracht. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Sie ist bis zum 22. Juni zu sehen.
Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 seien die bedeutendsten Gemälde des Museums in ein ukrainisches Notlager an der polnischen Grenze gebracht worden, um sie zu schützen, sagte der Direktor des Odessa-Museums, Ihor Poronyk. Im September 2023 kamen 74 Hauptwerke der Sammlung aus der Ukraine nach Berlin. In der Gemäldegalerie wurden sie konservatorisch behandelt, gerahmt und für die Ausstellung vorbereitet. Die Ausstellung kostet knapp 1,4 Millionen Euro. Davon kommen den Angaben zufolge rund 900.000 Euro aus dem Etat der Kulturstaatsministerin.
Zu sehen sind Bilder bedeutender Künstler wie Andreas Achenbach (1815-1910), Francesco Granacci (1469-1543), Frans Hals (1580/85-1666), Cornelis de Heem (1631-1695) und Roelant Savery (1576/78-1639). Vor allem Malerei aus Italien und den Niederlanden wird in neun Kapiteln präsentiert. Den Bildern aus Odessa sind 25 Arbeiten aus Berliner Gemäldesammlungen zur Seite gestellt, teilweise von denselben Künstlern. So soll gezeigt werden, dass die Sammlung aus der Ukraine ein „eindeutig europäisches Profil“ habe, sagte Kuratorin Sabine Lata. In Berlin wie Odessa seien Werke derselben Künstler gesammelt worden.
Die Gegenüberstellungen sollen Einblicke in kunst- und kulturhistorische Zusammenhänge ermöglichen, sagte Lata. Noch nie zuvor sei eine so große Zahl an Gemälden aus Odessa in Deutschland präsentiert worden. Dabei werden in der Ausstellung „Von Odesa nach Berlin“ ukrainische Namen wie „Odesa“ in der an das Ukrainische angelehnten Schreibweise wiedergegeben.
Das 1923 gegründete Museum in Odessa verfügt den Angaben zufolge über eine breit aufgestellte kunst- und kulturgeschichtliche Sammlung. Im vergangenen Jahr hatte die Berliner Gemäldegalerie bereits zwölf Bilder aus der Sammlung gezeigt. Highlights sind jetzt etwa eine Renaissance-Madonna mit Kind von Francesco Granacci, eine miniaturhafte Paradiesdarstellung von Roelant Savery, ein Stillleben mit Hummer von Cornelis de Heem oder der impressionistische „Sonnige Tag“ von Emile Claus (1849-1924).
Gemäldegalerie-Direktorin Hirschfelder nannte die Ausstellung ein „Zeichen der Solidarität“ und sprach von einem „Akt der Bewahrung der ukrainischen Identität“. Beschriftungen in der Ausstellung sind auch auf Ukrainisch. Der Katalog ist dreisprachig. Ukrainer erhalten unter Vorlage eines Ausweises freien Eintritt.
Museumsdirektor Poronyk sagte, wegen des russischen Angriffskrieges gebe es aktuell keinen sicheren Ort in der Ukraine. Dennoch habe sein Haus weiter geöffnet. Die Berliner Ausstellung soll anschließend im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg gezeigt werden.