Jüdisch-Israelische Kulturtage mit mehr als 80 Veranstaltungen
Erfurt (epd).

Die 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen bieten vom 19. März bis 7. April Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und politische Formate. Geplant seien mehr als 80 Veranstaltungen in 15 Städten und Gemeinden, sagte Festivalleiter Johannes Gräßer am Mittwoch in Erfurt. Dem Publikum solle eine „hochkarätige Mischung“ geboten werden.

Gräßer und sein Team möchten dabei einen Perspektivwechsel auf Israel ermöglichen. Er erkenne, dass sich die Sicht auf das Land in Nahost vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen in Teilen der deutschen Bevölkerung verändere, sagte der Festivalleiter. Zugleich stelle er fest, dass es mehr Informationen zu dem Land geben müsse. Mit dem Festival wolle er deshalb das Judentum in Geschichte, Gedenken und Gegenwart präsentieren.

Eröffnet werden die Kulturtage am 19. März in Gera mit einem Konzert der israelischen Künstlerin Hadar Maoz und ihrer Band aus Haifa. Ebenfalls in der ostthüringischen Stadt gastiert am 25. März das Luftwaffenmusikkorps Erfurt gemeinsam mit jüdischen Künstlern.

In der Landeshauptstadt Erfurt diskutieren unter anderem jüdische Journalisten und Nahost-Korrespondenten über die aktuelle Lage in Israel. Rundgänge und Fahrten führen zu historischen jüdischen Wohnorten und Tatorten der Judenverfolgung im Freistaat. Aber auch Verkostungen und Weinverkauf sind Teil des Programms.

Erstmals in der 33-jährigen Geschichte des Festivals wurde das kleine Südthüringer Almerswind als Veranstaltungsort in das Programm aufgenommen. Hier wird nach Angaben der Festivalleitung mit Sänger Lorin Sklamberg ein Künstler auftreten, der mit einem Grammy bereits einen der bedeutendsten Auszeichnungen der Musikbranche erhalten hat. Die Bewerbung zur Teilnahme aus dem 250-Seelen-Ort im Kreis Sonneberg ging von einer Privatinitiative aus. Das Konzert soll laut Festivalleitung ein Zeichen gegen Intoleranz und Antisemitismus im tiefsten ländlichen Raum setzen.

Die Kulturtage werden nach eigenen Angaben in enger Kooperation mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen organisiert. Deren Vorsitzender Reinhard Schramm erinnerte daran, dass das jüdische Erbe seit mehr als 900 Jahren fester Bestandteil der Kultur im heutigen Freistaat ist. Auch das solle in seiner vollen Bandbreite gezeigt werden.

Thüringens Bildungsminister Christian Tischner (CDU) erklärte, das Festival vermittle unverstellte Informationen über das heutige Judentum in Deutschland und Israel. Als Geschichtslehrer wisse er, dass im Schulunterricht das Thema des jüdischen Erbes in Deutschland immer weniger Raum einnehme. Es sei ihm als Bildungsminister ein Anliegen, das zu ändern. Das Festival könne außerschulisch einen wichtigen dazu Beitrag leisten.

Erfurts Oberbürgermeister Andreas Horn (CDU) erinnerte daran, dass die Landeshauptstadt mit ihren mittelalterlichen jüdischen Stätten als Unesco-Welterbe auch die Verantwortung habe, alles zu tun, um jüdisches Leben für die Zukunft zu sichern. Jüdinnen und Juden hätten Großes für die Stadt geleistet, sagte Horn. Das Festival sei eine einzigartige Möglichkeit, Künstlerinnen und Künstlern aus Israel zu begegnen und jüdische Kultur zu erleben.