Jahresausstellung zeigt Gothaer Erfindungen
Gotha (epd).

Die Stiftung Friedenstein Gotha zeigt ab Sonntag die Jahresausstellung „Gotha genial?! Geistesblitze und Dauerbrenner aus 1.250 Jahren“. Die Schau lade zu einer Zeitreise durch die 1.250-jährige Stadtgeschichte ein, sagte Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke am Mittwoch in Gotha. Geordnet nach Themenblöcken werde dargestellt, wie die Residenzstadt und ihre Bewohner Politik, Bildung und Wirtschaft auch überregional prägten.

So wurden den Angaben zufolge Karussells erstmalig in Gotha industriell gefertigt. Die Stadt war zudem Gastgeberin des ersten europäischen Kongresses der Astronomie. Hier sei auch erstmalig in einer Stadt die Schulpflicht eingeführt worden. Landkarten erhielten in Gotha die Farbgebung, die auch heute noch international gebräuchlich ist. Die Modewelt bereicherte die Stadt um die sogenannte Gothaische Haube.

Eine besondere Stellung nimmt Gotha laut Pfeifer-Helke auch in der Geschichte des Versicherungswesens ein. Durch die nach der Stadt benannte Assekuranz sei vor bereits über 200 Jahren das Spardosen-Prinzip in die Branche eingeführt worden. Das Prinzip besage, dass die Gesamtheit der Versicherungsnehmer einzahle, um die Schäden weniger Betroffener ersetzen zu können.

Die Ausstellung ist nach Aussage des Stiftungsdirektors gleichermaßen für die Gothaer Bevölkerung wie auch für die im Jubiläumsjahr vielfach anreisenden Touristen gedacht. „Unsere Aufgabe ist es, die Stadt zum Leuchten zu bringen. Wir wollen positive Impulse in die Stadtgesellschaft senden“, sagte der Direktor. Gerade für auswärtige Gäste könne die Ausstellung erster Anlaufpunkt sein, um die Besonderheiten Gothas zu entdecken.

Kuratorin Sonja Grulke sagte, die Ausstellung wolle die Stadt als einen Ort von einzigartigem Wert vorstellen, der geprägt sei von den Ideen und Entwicklungen, die in dieser Stadt entstanden seien. Zugleich erzähle sie die Geschichten derjenigen Menschen, die hier lebten und wirkten. Wer wisse schon, dass Gotha im Italienischen und Französischen als Synonym für Eliten gestanden habe. Die Wortübernahme gehe auf den von Carl Wilhelm Ettinger (1741- 804) ab 1763 regelmäßig herausgegebenen Adelskalender zurück, der die Genealogien der europäischen Adelshäuser dokumentierte.

Abseits der Erfindungen und Weiterentwicklungen schlägt die Ausstellung immer wieder auch Brücken zu bedeutenden Aspekten der Stadtgeschichte. So informiert die Schau etwa über die für die Wasserversorgung wichtige Anlage des Leinakanals. Das rund 30 Kilometer lange Bauwerk sei keine neue Erfindung, stelle aber eine technische Meisterleistung dar und versorgte die an natürlichen Flussläufen arme Stadt ab 1369 für mehrere Jahrhunderte zuverlässig mit Wasser, sagte Grulke.

Besuchende können den Angaben zufolge historische Objekte, Fotografien und Berichte von Zeitzeugen und -zeuginnen entdecken, die Gothas Identität beleuchten. Ein Kooperationsprojekt mit der Universität Erfurt bringt zudem persönliche Erinnerungen an Feste und Freiheit ein. Neben interaktiven Elementen wie Sound- und Videostationen bietet die Ausstellung auch eine Kinderebene, Blaudruck-Workshops und die Möglichkeit, typische Wörter zu sammeln.