Die Stadt Gera in Thüringen ist offizieller Auftaktort für den diesjährigen „Tag des Offenen Denkmals“ am 14. September. Die Stadt punkte unter anderem mit ihrer Rolle als herausragendes Beispiel für die Architektur der Ostmoderne, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Steffen Skudelny, am Freitag anlässlich der Unterzeichnung des Projektvertrags in Gera. Das Motto des diesjährigen Denkmaltags lautet „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“.
Skudelny erinnerte daran, dass die Auftaktveranstaltung des bundesweiten Programms erstmals nach 20 Jahren wieder nach Thüringen zurückkehrt. Gera habe unter einer Handvoll Interessenten die mit Abstand beste Bewerbung abgegeben, betonte er. Die Stadt habe den Eindruck vermittelt, das Kulturevent wirklich zu wollen. Die Bandbreite der vorhandenen 400 Denkmäler reiche von der Steinzeit bis zur späten DDR-Zeit. Zudem sehe das Konzept vor, ein breites Publikum anzusprechen und nicht nur Fachpublikum.
Die Eröffnungsveranstaltung am 14. September soll auf der Wiese vor dem Kultur- und Kongresszentrum stattfinden. Geplant sind den Angaben zufolge Informationsstände und ein Bühnenprogramm mit Konzerten und Diskussionsrunden. Erwartet würden mehrere tausend Gäste, hieß es.
Oberbürgermeister Kurt Dannenberg (parteilos) erklärte seine Stadt zur „Denkmalhauptstadt 2025“. Der Denkmaltag sei die größte bundesweite Kulturveranstaltung ihrer Art. Die Stadt werde am 14. September ihre Museen kostenlos öffnen und zahlreiche öffentliche Veranstaltungen anbieten.
Dannenberg rief die privaten Eigentümer in Gera auf, ihre denkmalgeschützten Gebäude an diesem Tag zu öffnen. Die Stadt selbst will die jüngst ausgegrabenen Reste des weitgehend kriegszerstörten Schlosses Osterstein präsentieren.
Kulturamtsleiter Felix Eckerle hob die Einmaligkeit des Kultur- und Kongresszentrums im Denkmalbestand hervor. Es sei Mitte der 70er Jahre zum Teil luxuriöser ausgestattet worden als der Berliner Palast der Republik. Auch weise es mit der sechseckigen Saalform und einer seltenen Funktionalität Besonderheiten auf, die in anderen Kulturpalästen der DDR nicht zu finden seien. Inzwischen werde der Investitionsbedarf für das Gebäude auf rund 70 Millionen Euro geschätzt. Der Denkmaltag biete die Möglichkeit, das Haus und dessen Besonderheiten bei Fördermittelgebern bundesweit bekannter zu machen.
Nach Angaben der Stadt verfügt Gera über weitere einzigartige Denkmäler. Dazu gehören die Wohnhäuser des bedeutenden Jugendstil-Architekten Henry van de Velde (1863-1957), ein Netz von Bierkellern unter der 1944 und 1945 teilweise zerstörten Innenstadt sowie neogotische und barocke Sakralbauten. Auch das ehemalige „Haus 3“ der SED-Bezirksleitung ist als einziges seiner Art nahezu vollständig erhalten geblieben.
Der „Tag des Offenen Denkmals“ wird von der Denkmalschutz-Stiftung seit 1991 jährlich veranstaltet. Regelmäßig öffnen mehr als 5.000 öffentliche, kirchliche und private Eigentümer jeweils am zweiten Septemberwochenende deutschlandweit die Türen ihrer kulturhistorisch wertvollen Gebäude.