Ein Bild vom Konzil: Nicäa-Ikone macht Station in Magdeburg
Magdeburg, Berlin (epd).

Das Bild zeigt 33 Bischöfe in einer Versammlung, in der Mitte symbolisch Jesus Christus, dargestellt durch ein Kreuz und eine aufgeschlagene Bibel. Daneben sitzt in der ersten Reihe Kaiser Konstantin I. (um 280-337). Die Ikone zeigt das Konzil von Nicäa von 325, das sich in diesem Jahr zum 1.700sten Mal jährt. Mit der Ikone, die in diesen Monaten durch Deutschland tourt, wird an das bedeutende Ereignis der Christenheit erinnert. Am 28. April macht sie Station in Magdeburg.

Beim Gedenken wird die Ökumene, die Gemeinschaft der verschiedenen Konfessionen, besonders betont. Denn das Konzil von Nicäa, dem heutigen Iznik in der Türkei, war das erste von insgesamt sieben allgemein anerkannten ökumenischen Konzilien, die zwischen dem vierten und achten Jahrhundert stattfanden. Alle größeren Konfessionen, etwa die römisch-katholische Kirche, die orthodoxen und evangelischen Kirchen, erkennen diese Versammlungen an.

In Nicäa ging es um das Verhältnis von Jesus Christus als Sohn Gottes zum Gott-Vater: Wie ist der Monotheismus, also der Glaube an einen Gott, mit der Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist vereinbar? Das Konzil gab mit dem Glaubensbekenntnis eine allseits anerkannte Antwort darauf. Auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 erhielt es seine endgültige Fassung. In Nicäa wurde zugleich ein gemeinsamer Ostertermin festgelegt.

Die Ikone soll diesem Jubiläum ein Gesicht geben. Entstanden ist sie auf Initiative der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland. „Wir haben entschieden, dass wir dieses Jubiläum in Deutschland in einem besonderen Rahmen feiern wollen“, sagt der Vorsitzende, Bischof Emmanuel von Christoupolis aus Berlin.

Am 19. Juni, dem katholischen Fronleichnamsfest, wird es in der Konstantin-Basilika in Trier einen sogenannten pan-orthodoxen Gottesdienst geben. „Da haben wir uns gedacht, eine Ikone wäre sehr schön“, sagt der Bischof. Sie solle darstellen, was damals in Nicäa passiert sei. Dabei sei die Idee aufgekommen, diese Ikone, also ein Kult- oder Heiligenbild, auch in anderen Städten zu präsentieren.

Nach Magdeburg komme die Ikone wegen der guten Zusammenarbeit mit dem mitteldeutschen evangelischen Landesbischof Friedrich Kramer, sagt Bischof Emmanuel: „Wir haben uns überlegt, was wir machen, um das Miteinander der Christen in Magdeburg zu stärken.“ Daraus entstand die Idee, nach einer Andacht mit der Ikone vom evangelischen Dom zur katholischen Kathedrale St. Sebastian zu pilgern.

Am 2. Februar, dem katholischen Fest „Darstellung des Herrn“, das in der orthodoxen Kirche „Begegnung des Herrn“ heißt, begann die Ikone ihre Reise dort, wo sie auch nach der Tournee verbleiben wird: in der orthodoxen Kirche Christi Himmelfahrt in Berlin. Bis zum Abschluss der Pilgerreise mit 37 Stationen am 30. November ist sie unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen unterwegs. Gemalt wurde die Ikone von Eleni Voutsina und Anastasios Voutsinas aus dem griechischen Thessaloniki.

Es gehe darum, gemeinsam als Christen zu feiern und Zeugnis vom Glauben zu geben, betont Bischof Emmanuel. Die christliche Gemeinschaft habe sich ein Glaubensbekenntnis in einer Zeit gegeben, in der nur eine Kirche existiert habe. „Das wollen wir betonen und versuchen, das ein wenig wiederzuentdecken“, sagt er.

„Mit einer Ikone durch die Straßen von Magdeburg zu pilgern, ist dabei eine Herausforderung in diesem säkularen Kontext“, sagt der evangelische Magdeburger Regionalbischof Johann Schneider. Für „postmoderne Protestanten“ sei eine solche Zeremonie eigentlich überflüssig, doch sie werde toleriert. Ein großer Teil der deutschsprachigen evangelischen wie katholischen Theologie habe zur „Grammatik des Glaubens“ in Form von altkirchlichen Bekenntnissen wenig Bezug.

Schneider selbst will in ökumenischer Offenheit, wie er betont, an der Zeremonie teilnehmen. Da das Christentum in der mitteldeutschen Region zu einer marginalen Größe geworden sei, sei diese gemeinsame ökumenische Veranstaltung umso wichtiger, sagt er: „Weil wir so wenige geworden sind, ist es gut, öffentlich ein gemeinsames Zeugnis zur Tradition unseres Glaubens zu geben, die uns verbindet.“

Von Oliver Gierens (epd)