Die Chemnitzer Kunstsammlungen widmen der freien Kunstszene der 1970er und 1980er Jahre in der DDR eine eigene Ausstellung. Erstmals werde die Geschichte der „Galerie Oben“ und der Künstlergruppe Clara Mosch im Kontext vorgestellt, sagte die Generaldirektorin der Kunstsammlungen, Florence Thurmes, am Dienstag in Chemnitz. Beide Initiativen waren in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) aktiv und zogen Publikum aus der gesamten DDR an.
Gezeigt werden bis Februar 2026 laut der Kuratorin Marie Winter zahlreiche Fotos, Grafiken, Postkarten und Plakate sowie Originaldokumente. Die Ausstellung trägt den Titel „Künstlerische Freiräume in Karl-Marx-Stadt“. In den Kunstsammlungen Chemnitz befindet sich nach eigenen Angaben umfangreiches Material zu den beiden unabhängigen Projekten außerhalb des staatlichen Kunstbetriebs.
Um der Vielfalt der Exponate gerecht zu werden, werden laut Winter Teile der Ausstellung alle drei Monate gewechselt. Karl-Marx-Stadt war in den 1970er und 1980er Jahren ein Zentrum der freien Kunstszene in der DDR. Sowohl die „Galerie Oben“ als auch die Künstlergruppe Clara Mosch seien für unkonventionelle Ausstellungen, Veranstaltungen und Aktionen bekannt geworden, sagte Winter.
Die „Galerie Oben“ wurde 1973 eröffnet. Schnell avancierte sie laut Winter zu einem herausragenden Ort, an dem Besucherinnen und Besucher eine für die DDR-Zeit ungewöhnlich große Vielfalt an künstlerischen Stilen entdecken konnten. Die 1977 gegründete Künstlergruppe Clara Mosch nutzte einen kleinen leer stehenden Laden im Chemnitzer Stadtteil Adelsberg als Galerie und Ort experimenteller Kunst. Ihre unkonventionellen Aktionen hätten „Legendenstatus“ erreicht, sagte Winter.
Zur Gruppe Clara Mosch gehörten Carlfriedrich Claus, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke, Michael Morgner und Gregor-Torsten Schade. Der Titel wurde aus Buchstaben der Namen der fünf Mitglieder zusammengesetzt. Die Gruppe veranstaltete auch sogenannte Plenairs. Die kollektiven Künstlerreisen dienten dem Austausch und der Vernetzung von Gleichgesinnten. Gearbeitet wurde dabei in der Natur, etwa an der Ostsee.
Oft seien auf den Reisen Künstlermappen der Gruppe Clara Mosch entstanden, sagte Winter. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Arbeiten seien weitere Vorhaben finanziert worden. Bekannt wurde auch eine Aktion, um auf das Waldsterben aufmerksam zu machen. Die Gruppe wickelte dabei Mullbinden um Bäume.
Gregor-Torsten Schade sagte zur unkonventionellen Kunst der Gruppe: „Wir haben dem Staat etwas entgegengesetzt.“ Vor allem habe der Humor in den Aktionen und Werken das repressive System gebrochen. Doch es habe auch viele staatliche Repressionen gegeben. Unter anderem wurden Aktionen von der DDR-Staatssicherheit beobachtet. Schließlich löste sich die Gruppe 1982 auf.
In der „Galerie Oben“ gab es bis 1989 zahlreiche Veranstaltungen, Jazz-Abende und experimentelle Musik ebenso wie klassische Konzerte und Verkaufsauktionen. Das Angebot versammelte vor allem auch junges Publikum. Besonders großer Beliebtheit erfreuten sich laut Winter die sogenannten Mittwochsveranstaltungen, die kostenlos waren und an manchen Abenden bis zu 150 Menschen anzogen.