Weniger ist mehr: Die Kirchen auf der Landesgartenschau
Bad Dürrenberg, Merseburg (epd).

Die sachsen-anhaltische Landesgartenschau (Laga) in Bad Dürrenberg war in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit: Wegen der Corona-Pandemie wurde sie zunächst um ein Jahr verschoben, dann mangelte es an Geld - und der Termin verzögerte sich weiter. In diesem Jahr konnte sie endlich an den Start gehen. Das hatte auch Auswirkungen auf das Kirchenprogramm: Eigentlich waren die Kirchen auf den Lagas immer dauerhaft vertreten, doch die mehrfachen Verzögerungen sorgten erstmals für eine abgespeckte Präsenz. Für Christiane Kellner, Superintendentin im Evangelischen Kirchenkreis Merseburg, gehen aufregende Monate zu Ende - die sie mit einer verhalten positiven Bilanz abschließt.

Am vergangenen Sonntag hat sie auf der Hauptbühne einen Abschluss-Gottesdienst gefeiert - und musste sich sputen, weil anschließend die Abschlussfeier auf dem Programm stand. „Ich bin eindeutig froh, dass es jetzt vorbei ist“, sagt Kellner im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sechs Jahre lang hätten die Planungen gedauert, zweimal hätten sie und ihr Team die Arbeiten unterbrechen müssen, weil keiner wusste, wie es weiterging. „Jedes Mal mussten wir die Energie beim Vorbereitungsteam wieder neu entfachen“, sagt Kellner. Dennoch stehe für sie die Dankbarkeit im Vordergrund.

Herausgekommen ist am Ende eine Kompromisslösung: Statt einer Dauerpräsenz gab es einzelne Großveranstaltungen auf der Hauptbühne. „Klein, aber fein“, nennt Kellner das Kirchenprogramm. Ein Gospelchor war zu Gast, zudem gab es einen Bläsertag, ebenso Gottesdienste für Gehörlose und Motorradfahrer. Ziemlich am Ende des Geländes präsentierten sich samstags in der Pflaumenbaumlaube verschiedene Seelsorge-Angebote, etwa ein Trauercafé oder die Telefonseelsorge.

Zwischen 300 und 400 Personen seien in dem halben Jahr von Mitte April bis Mitte Oktober aktiv gewesen, darunter zahlreiche Bläser, über 90 Sänger bei einem Chorfest sowie 25 Mal ein Sänger, der das regelmäßige Volksliedersingen geleitet habe. Die Rückmeldungen der Besucher seien dabei gemischt gewesen. „Wo seid Ihr denn?“, hätten manche Gäste gefragt, wenn es gerade kein Kirchenangebot gab. „Aber eine Omnipräsenz konnten wir nicht auf die Beine stellen“, sagt die leitende Geistliche des Kirchenkreises.

Einen Trend, dass die Kirchen im Hinblick auf ihre abnehmende gesellschaftliche Relevanz dauerhaft ihre Präsenz auf den Gartenschauen zurücknehmen, sieht Kellner allerdings nicht. Dennoch gehe die Entwicklung eher zu kürzeren Andachten - mit moderner Musik, schlichter und niederschwellig gestaltet: „Es geht darum, näher bei den Menschen zu sein.“

Ihr katholischer Kollege Bert Lange, Gemeindereferent in Merseburg, sieht das ähnlich: Die Kirche St. Bonifatius in der Nähe des Laga-Geländes mit ihren modernen, bunten Glasfenstern stand zeitweilig für Besucher offen. Größere Angebote wie Gottesdienste habe es aber nicht gegeben, eher mal ein Segensgebet oder eine Maiandacht. Die Kirche war geöffnet, Ehrenamtliche standen als Ansprechpartner bereit.

„Es ging darum, für die Menschen da zu sein, mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, berichtet Lange. Dabei habe es wunderbare Begegnungen und Erlebnisse gegeben, auch weil die besondere, moderne Architektur der Kirche im Bauhaus-Stil viele Besucher beeindruckt und positiv angesprochen habe.

Für die nächste Laga 2027 in Lutherstadt Wittenberg ist allerdings wieder eine Dauerpräsenz geplant. Laut der dortigen Superintendentin Gabriele Metzner gibt es in der Stadt der Reformation zahlreiche Einrichtungen, die ein permanentes Programm sicherstellen können, etwa die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt, das Zentrum für Gottesdienst- und Predigtkultur, der Lutherische Weltbund. Dazu kämen weltbekannte Gotteshäuser wie die Stadt- oder Schlosskirche. In Wittenberg werden die Kirchen in drei Jahren sozusagen ein Heimspiel haben.

Von Oliver Gierens (epd)