Pfeiffersche Stiftungen: Keine Zerschlagung geplant
Magdeburg (epd).

Die Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg, größter sozial-diakonischer Anbieter in Sachsen-Anhalt, wollen auch nach dem Insolvenzverfahren in Eigenregie ihr bisheriges Angebot nicht reduzieren. Das sagte die Theologische Vorständin Ulrike Petermann am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Magdeburg.

„Wir wollen die Leistungen erhalten und sie verbessern“, bekräftigte Petermann. Auch betriebsbedingte Kündigungen seien derzeit nicht geplant. Es gehe darum, die Stiftungen zusammenzuhalten: „Wir wollen dieses Erbe weiterführen.“ Zum Angebot gehören etwa ambulante Pflegedienste und Wohnangebote für Menschen mit Behinderung und Senioren. Hinzu kommen Werkstätten für Menschen mit Behinderung mit rund 600 Beschäftigten sowie unter anderem ein Palliativ- und Hospizzentrum.

„Es ist unsere Stärke, dass wir ein Komplexträger sind“, bekräftigte Petermann. Dieses Profil der Stiftung wolle man für die Region erhalten, ebenso das christliche Profil als Einrichtung der evangelischen Diakonie. „Ich lege Wert darauf, dass überall, wo Pfeiffer beteiligt ist, auch Diakonie drin ist“, betonte die Theologische Vorständin.

Vorstandsmitglied Lars Timm erklärte, man suche ab sofort Kooperationspartner für die beiden Kliniken. Für den Pfeiffer-Vorstand geht es um weniger Konkurrenz innerhalb einer Gesundheitsregion untereinander. Stattdessen sollten Krankenhäuser in einer Region stärker kooperieren. „Wir möchten mehr in einem regionalen Ansatz denken: Wer macht zukünftig etwas an welchen Standorten besonders gut für die Patienten“, erläuterte Timm, der Anfang Januar den bisherigen Kaufmännischen Vorstand Michael Saffé abgelöst hat.

Bereits im April vergangenen Jahres hatten die Pfeifferschen Stiftungen dem Universitätsklinikum Magdeburg einen Anteil von 25,5 Prozent an der Lungenklinik Lostau übertragen. Dem Vernehmen nach soll die Kooperation mit der Uniklinik ausgebaut werden. Timm wollte sich auf Nachfrage nicht näher dazu äußern.

Die Stiftungen, die rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigen, hatten am Montag beim Amtsgericht Magdeburg ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt, also eine Art Insolvenz in Eigenregie. Ziel sei es, die Stiftungen in den kommenden zwölf Monaten umfassend zu sanieren.

Laut Petermann hat sich die finanzielle Schieflage seit Frühjahr vergangenen Jahres abgezeichnet. Da habe man noch gehofft, die Lage in den Griff zu kriegen. Im November habe man gesehen, dass sich die Leistungserwartungen nicht erfüllt hätten. Anfang Januar sei schließlich die Entscheidung gefallen, in Richtung einer Planinsolvenz zu gehen.

Ein Expertenteam um den Vorstandsvorsitzenden der Lohfert & Lohfert AG in Hamburg, Jens Peukert, einer Unternehmensberatung für Krankenhäuser, und dem Stuttgarter Rechtsanwalt Gunnar Müller-Henneberg soll die Planinsolvenz begleiten. Es gehe darum, ein nachhaltiges und tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln, sagte Peukert. Laut Müller-Henneberg gibt es gute Sanierungschancen für die Stiftungen. Zum Generalhandlungsbevollmächtigten wurde den Angaben zufolge der Dresdner Rechtsanwalt Thomas Mulansky ernannt.

Kernproblem für die Wirtschaftslage der Stiftungen seien die beiden Krankenhäuser, sagte Timm: „Wie in anderen Kliniken auch haben wir das Problem der Kosten-Erlös-Schere, die immer weiter auseinandergeht.“ Die Kostensteigerung etwa bei Energie würden durch Preiseffekte nicht aufgefangen. Zudem würden sich immer mehr Patienten für ambulante Eingriffe entscheiden. „Das ist prinzipiell natürlich gut, aber für ein Krankenhaus bedeutet das einen erheblichen Erlösverlust“, betont Timm.

Zunehmend würden sich Krankenhäuser spezialisieren. Hier sieht Timm die Stiftungen gut aufgestellt, etwa mit Orthopädie oder Geriatrie: „Aber die Summe der Probleme hat wie in vielen anderen Kliniken auch zum Kollaps geführt.“ Der Schuldenstand sei hoch. „Aber es ist alles mit den richtigen und zukunftsweisenden Maßnahmen lösbar“, zeigte sich Timm hoffnungsvoll.

Von Oliver Gierens (epd)