Experte: Kirchen auf dem Land für Kommunen öffnen
Berlin, Potsdam (epd).

Die evangelische Kirche in der Hauptstadtregion sucht für kaum genutzte Kirchengebäude neue Ideen. Vor allem jenseits des Speckgürtels um Berlin herum sei der Bedarf groß, Mitnutzer für Dorfkirchen zu finden, sagte der Leiter des Bauamtes der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Frank Röger, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Zehn Prozent der brandenburgischen Dorfkirchen würden nur noch wenig genutzt. „Jedes Dorf hat eine Kirche, aber kaum noch Christen“, sagte Röger. Letztlich gehe es um 300 bis 500 Kirchen, „die wir einfach zu viel haben“.

Ein Verkauf von Kirchen stehe allerdings nicht im Vordergrund: „Wir werden den Weg, Mitnutzer für nicht oder selten genutzte Kirchenbauten zu finden, verstärkt gehen müssen.“ In den vergangenen zehn Jahren seien weniger als 20 Kirchen verkauft oder abgerissen worden. „Unsere Strategie lautet: vermieten oder verpachten“, betonte Röger.

Der Leiter des kirchlichen Bauamtes sieht angesichts der schwindenden Mitgliederbasis der evangelischen Kirche zunehmend die Politik gefragt: „Der Erhalt von Kirchen ist auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Deshalb appelliere er an die Politik: „Denkt bitte bei euren Infrastrukturplanungen mit, dass die Kirchen auch genutzt werden können. Ihr braucht keine neuen Dorfgemeinschaftshäuser zu bauen. Wir sind bereit, die Kirchen dafür zu öffnen.“

Auch Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) wisse, dass ein wesentlicher Kulturschatz Brandenburgs nicht in den Potsdamer Museen liege, sondern in den wertvoll ausgestatteten Dorfkirchen. „Die Kirchen in den Dörfern sind für die gesamte dörfliche Gemeinschaft wichtige, emotionale Punkte, nicht nur für die wenigen Christen vor Ort“, betonte Röger.

Auf dem Gebiet der EKBO gibt es laut Röger rund 1.900 Kirchengebäude. Davon stehen in Brandenburg 1.550 Kirchen, in Berlin 200 und in Sachsen 65. Dazu kommen Kapellen, gewidmete Kirchsäle und Predigtstätten. Die meisten Kirchengebäude stehen unter Denkmalschutz.

epd-Gespräch: Lukas Philippi