Zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche ruft ein Bündnis aus Agrar-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen wieder zur traditionellen „Wir haben es satt“-Demonstration durch das Berliner Regierungsviertel auf. Gut einen Monat vor der Bundestagswahl soll bei dem Umzug am 18. Januar für eine bäuerliche und agrarökologische Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung und fairen Erzeugerpreisen demonstriert werden, sagte eine Sprecherin des Bündnisses am Donnerstag in Berlin.
Auch ein Stopp des EU-Mercosur-Freihandelsabkommens mit südamerikanischen Staaten wird gefordert. Zu dem Aufzug sind nach Angaben der Sprecherin rund 10.000 Menschen angemeldet. Das Motto der zum 14. Mal stattfindenden Demonstration von Landwirten und Zivilgesellschaft lautet „Wer profitiert hier eigentlich?“. Dem Bündnis gehören rund 60 Organisationen an, darunter die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, die Deutsche Umwelthilfe, Brot für die Welt, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Greenpeace und Demeter.
Seit Jahrzehnten würden in der Agrarpolitik einseitig Konzerninteressen priorisiert, hieß es. Ein „Weiter so“ gefährde Höfe, Klima, Biodiversität, Ernährungssicherheit und sozialen Zusammenhalt, während Agrarkonzerne und Lebensmittelindustrie weiter Profite einführen. Gemeinwohl müsse endlich vor Konzerninteressen gehen. „Eine Neuausrichtung der Agrarpolitik ist im Wahljahr 2025 dringlicher denn je“, sagte die Kampagnenleiterin des Bündnisses, Anne Skambraks.
Um diese Forderung zu unterstreichen, wird laut Skambraks der Protestmarsch unter anderem am Sitz von Verbänden der Agrarindustrie, von Handelsriesen und Agrarinvestoren vorbeiziehen. Diese würden auf Kosten der Allgemeinheit politisch bevorzugt, hieß es. Auftakt und Endpunkt der Demonstration ist der Platz der Republik am Kanzleramt.
Zu den Rednerinnen und Rednern gehören Vertreter aus der Landwirtschaft, von Fridays for Future und der Nationalen Armutskonferenz, aber auch die Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Elke Ronneberger, und Harald Schaum von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt.
Die Agrarexpertin der Umwelthilfe, Reinhild Benning, sagte, die gemeinsame Marktordnung der EU müsse, wie von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) versprochen, gründlich überarbeitet werden. Bäuerinnen und Bauern seien derzeit zu tausenden gezwungen, unter Produktionskosten zu verkaufen. Es müsse ein Recht auf Kostendeckung auf EU- und nationaler Ebene verankert werden. Nur so könnten Bäuerinnen und Bauern vor ruinösen Produktionsbedingungen geschützt werden.
Greenpeace- Vorstand Martin Kaiser sagte, die Landwirtschaft werde bereits sehr hart von Klimaextremen und Artenverlust getroffen. Zugleich sei sie eine Mitverursacherin dieser Krisen. Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft müsse unter anderem der Abbau der Tierzahlen konsequent vorangetrieben werden. Die Landwirtin Lilli Haulle forderte eine stärkere staatliche Förderung von jungen Bäuerinnen und Bauern. „Wir bringen Lebendigkeit und wirtschaftliche Zukunft in die ländlichen Räume“, betonte sie.