Vermehrt Anfragen von Opferfamilien an Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Nordhausen (epd).

Rund 60.000 Besucherinnen und Besucher haben 2024 die Gedenkstätte KZ-Mittelbau-Dora besucht. Das entspreche in etwa dem Interesse der Vorjahre, sagte Gedenkstättenleiter Andreas Froese am Mittwoch im thüringischen Nordhausen. Inzwischen wöchentlich erreichen die Gedenkstätte nach Aussage Froeses Anfragen von Angehörigen, die den Leidensweg ihrer Vorfahren nachvollziehen und den Ort kennenlernen möchten.

Gesucht werde dabei auch ein Ort des Gedenkens und der Trauer. Das zeige, dass die Schicksale der Lagerhaft in den Familien der meist bereits verstorbenen Opfer noch sehr präsent seien.

Ebenfalls gebe es Anfragen von Familien US-amerikanischer Soldaten, die das Lager im April 1945 befreit hatten. Auch diese Anfragen nahmen zuletzt zu, sagte Froese. Er gehe daher davon aus, dass die Arbeit in der Gedenkstätte in den kommenden Jahren noch zunehmen werde, selbst wenn die letzten Überlebenden des Holocaust bald verstorben sein werden.

Im vergangenen Jahr hat Froese zufolge der Vandalismus mit klar erkennbarem rechtsextremen Bezug in der Gedenkstätte und den Außenlagern deutlich zugenommen. Regelmäßig entdeckten Mitarbeiter einschlägige Aufkleber oder Schmierereien auf dem Lagergelände. In dieser Dimension habe er das bisher nicht erlebt. Allerdings erfahre sein Team von Besuchern auch viel Zuspruch.

Sorge bereitet Froese dagegen der Umstand, dass problematische Begrifflichkeiten in politischen Diskussionen zunehmend unkritisch übernommen werden. So habe sich etwa die Verwendung des Schlagworts „Remigration“ seit Anfang 2024 schrittweise normalisiert. Es sei die Aufgabe von Gedenkstätten wie Mittelbau-Dora, hier die Stimme zu erheben.

Vielleicht zum letzten Mal werden Überlebende am 7. April an einem runden Gedenktag zur Befreiung des Lagers im Jahr 1945 teilnehmen können. Geplant sei ein gemeinsames Rahmenprogramm zu diesem 80. Jahrestag im Zeitraum von April bis September. Teil dieses Programms sei eine Ausstellung „Bilder der Befreiung“. Sie bringe Fotos von 1945 aus dem Lagerbereich, der Stadt Nordhausen und aus verschiedenen Außenlagern mit den heutigen Orten in Verbindung.

Der Gedenkstätte sind laut Froese heute noch etwa 20 Überlebende bekannt, die alle zu den Feierlichkeiten eingeladen wurden. Zugesagt hat bislang etwa der 2024 zum Ehrenbürger der Stadt Nordhausen ernannte Albrecht Weinberg.

Vertreter rechtsextremistischer Parteien bleiben bei den Feierlichkeiten ausgeschlossen. Dies diene einzig dem Schutz von Überlebenden und der Familien der Opfer des Konzentrationslagers. Es könne diesen Gästen nicht zugemutet werden, an diesem Tag auf Menschen zu treffen, die die nationalsozialistische Gesinnung vertreten oder ihr nahestehen. Das bedeute kein generelles Besuchsverbot der Gedenkstätte, etwa für Mitglieder der AfD. Privatbesuche oder deren Teilnahme an Bildungsangeboten der Gedenkstätte seien an anderen Tagen jederzeit möglich, sagte Froese.

Das Konzentrationslager Mittelbau-Dora wurde 1943 durch die SS eingerichtet. Bis zur Befreiung im April 1945 wurden hier wenigstens 20.000 Häftlinge ermordet oder starben durch Hunger oder Entkräftung.