Universität Cottbus startet Monitoring gegen rechts
Cottbus (epd).

Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) verstärkt ihr Engagement gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung. Dafür wurde zum Beginn des Wintersemesters eine besondere Monitoringstelle an der Hochschule eingerichtet. Ziel sei, eine demokratische Alltagskultur zu stärken und Versuchen extrem rechter Einflussnahme an der Universität zu begegnen, sagte BTU-Präsidentin Gesine Grande am Donnerstag in Cottbus bei der Vorstellung des Projekts. An der Universität sind knapp 7.000 Studierende eingeschrieben.

Grande betonte, etwa die Hälfte der Studierenden und rund 40 Prozent der Doktoranden hätten einen internationalen Hintergrund. Es sei wichtig, dass sie sich in ihrer Umgebung sicher fühlen können. Die Lausitz befinde sich nach Jahrzehnten inzwischen in einer positiven Dynamik und brauche viele Talente, auch aus dem Ausland. Es müsse sichergestellt werden, dass diese dort auch in Sicherheit leben können. Die Universität stehe in langer Tradition gegen Rassismus und für Weltoffenheit.

Die Region Cottbus zählt zu den Zentren der rechtsextremen Szene in Brandenburg. Der Verfassungsschutz beschreibt den Süden Brandenburgs seit Jahren als Schwerpunkt mit einer „über Jahrzehnte gewachsenen, verdichteten und verzahnten Mischszene“ aus Neonazis, Kampfsportlern, Hass-Musikern, Parteimitgliedern und weiteren Akteuren. Die Sozialwissenschaftlerin und Rechtsextremismus-Expertin Heike Radvan betonte am Donnerstag, es gebe in Cottbus „extrem rechte Dominanzbestrebungen“. Radvan war bis Ende September Professorin an der BTU und hat seit Oktober eine Professur an der Universität Tübingen inne.

Grande sagte, an der BTU gebe es bislang zwar keine gravierenden Probleme mit Rechtsextremismus und Diskriminierung. Die Lage sei nicht anders, als an anderen Universitäten in Deutschland. Es habe einige Fälle gegeben, in denen offen rechtsextreme Studierende versucht hätten, in Veranstaltungen Diskurse an sich zu ziehen. Fälle von Diskriminierung durch extrem rechte Einflussnahme seien bislang nicht bekannt. Es sei jedoch wichtig, angesichts gesamtgesellschaftlicher politischer Rechtsverschiebungen auch vorausschauend zu handeln und für das Thema zu sensibilisieren, sagte sie: „Wir wollen vor allem Prävention betreiben.“

Die Monitoringstelle soll Vorfälle dokumentieren, über Zusammenhänge aufklären und Betroffene unterstützen. Sie ist Teil des 2022 von der BTU beschlossenen „Handlungskonzepts gegen (extrem) rechte Einflussnahme“, das die Universität nach eigenen Angaben als bundesweit erste Hochschule entwickelt hat, um sich aktiv gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung zu positionieren.

Radvan sagte, Vorfälle könnten bei der Monitoringstelle bei Angabe einer Kontakt-E-Mail-Adresse auch anonym gemeldet werden. Danach könne Unterstützungsbedarf geklärt werden. Die Daten würden zudem anonymisiert in der Forschung verwendet, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und mögliche Leerstellen und Handlungsbedarfe zu ermitteln. Ziel sei auch, Betroffenen deutlich zu machen, dass Diskriminierung kein individuelles Problem sei und dass es Ansprechpartner für sie gibt.