Die neue Berlinale-Chefin Tricia Tuttle will den israelischen Schauspieler David Cunio und seine Familie für die antiisraelischen Vorfälle auf dem Filmfestival im vergangenen Jahr um Verzeihung bitten. Sie werde sich dafür entschuldigen, „dass wir letztes Jahr nicht die Stimme erhoben haben“, sagte Tuttle der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ (online). Cunio ist seit dem 7. Oktober 2023 eine der Geiseln der terroristischen Hamas.
Filmschaffende hatten bei der Berlinale-Abschlussgala 2024 auf der Bühne von einem „Genozid im Gazastreifen“ gesprochen und Israel „Apartheid“ vorgeworfen. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel mit 1.200 Toten blieb dagegen unerwähnt. Widerspruch kam weder von der damaligen Berlinale-Leitung, noch aus dem Publikum.
Die für sie größte Lektion sei, dass diese Themen überall eine komplexe Debatte auslösen, aber in Deutschland noch einmal mehr, sagte die US-Amerikanerin Tuttle: „Und dann auf diesem Festival, das dafür berühmt ist, politisch zu sein.“
Doch wenn es bei der Gala nur um das Mitgefühl für die Menschen in Gaza gehe, aber niemand den Schmerz auf der anderen Seite erwähne, „niemand erwähnt den Schauspieler David Cunio, der vor zwölf Jahren auf der Berlinale war, dann denke ich, dass das Festival versäumt hat, dem Raum zu geben“, sagte Tuttle: „Dabei wollen wir ein Festival für alle sein. Das war es im vergangenen Jahr nicht.“
David Cunio war Hauptdarsteller des israelischen Dramas „Youth“, das 2013 auf der Berlinale gezeigt wurde. In seinem neuen Film „Michtav Le’David“ greift Regisseur Tom Shoval das Schicksal seines damaligen Hauptdarstellers auf.