Rund 10.000 Menschen haben sich am Donnerstag in Dresden zu einer Menschenkette für Frieden und Demokratie vereinigt. In der Altstadt fassten sie sich am 80. Jahrestag des alliierten Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg für einige Minuten an den Händen. Unter ihnen war auch der 89-jährige britische Prinz Edward, der Herzog von Kent, der an dem städtischen Gedenktag für die Opfer des Zweiten Weltkrieges teilgenommen hat.
Bei einer Veranstaltung im Dresdner Rathaus rief Prinz Edward zuvor zur Versöhnung zwischen Großbritannien und der Stadt an der Elbe auf. „Es ist mein fester Wunsch, die Wunden des Krieges zu heilen und den Frieden zu fördern“, sagte das Mitglied der britischen Königsfamilie.
Bei seinem Aufenthalt in Dresden besuchte Prinz Edward auch die 2005 eröffnete wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche. Dort hatte er im Jahr 2000 bereits ein Kuppelkreuz für die Kirche übergeben. Er engagiert sich seit Jahrzehnten für die britisch-deutsche Versöhnung. 2015 erhielt er den Dresdner Friedenspreis.
Die Rektorin der Technischen Universität Dresden, Ursula Staudinger, rief dazu auf, die freiheitlich-demokratische Rechtsordnung zu schützen. Immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen könnten ihre Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, an die Verbrechen gegen die Menschlichkeit schildern, sagte sie. Die nachfolgenden Generationen müssten die Verantwortung übernehmen, Kindern und Enkelkindern die Erfahrungen weiterzugeben, um gemeinsam eine Zukunft in Demokratie zu sichern. „Die Erinnerung muss wach bleiben“, sagte Staudinger.
Bei britischen und US-amerikanischen Luftangriffen auf Dresden wurde die Stadt zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 schwer zerstört. Rund 25.000 Menschen starben. Stadt und Zivilgesellschaft gestalten jährlich am 13. Februar einen Gedenktag. Prinz Edward ist Schirmherr des 1993 gegründeten Dresden Trusts, der sich für die Zusammenarbeit zwischen Menschen aus Dresden und Großbritannien einsetzt.
Der Herzog von Kent eröffnete bei seinem Besuch auch einen „Dresdner Lernweg“, der die Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert für Schülerinnen und Schüler auf eine neue Weise erlebbar machen soll. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt des Dresden Trust und der Fördergesellschaft Frauenkirche.
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) appellierte an die junge Generation, wachsam zu bleiben, kritisch zu hinterfragen und die Erinnerung an die Geschichte der Stadt lebendig zu halten. Zugleich forderte er, sich für Demokratie und Zusammenhalt einzusetzen und kritisierte den Missbrauch des Gedenktags durch Rechtsextreme.
Staudinger betonte, durch Menschen, die sich anmaßten zu bestimmen, wem Menschenrechte gewährt werden und wem nicht, sei die freiheitliche Gesellschaftsordnung heute wieder in Gefahr. „Es werden Tabus gebrochen, es werden Angst, Verunsicherung und Hass gesät“, sagte sie.
Am Abend waren Gedenkkonzerte und ein ökumenischer Gottesdienst geplant. Auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche konnten Kerzen aufgestellt werden. Zum Zeitpunkt des ersten alliierten Luftangriffs am 13. Februar 1945 um 21.45 Uhr sollten zudem die Kirchenglocken der Stadt läuten.