Studie: Ausländerfeindlichkeit bundesweites Phänomen
Berlin, Leipzig (epd).

Die Zustimmung zu ausländerfeindlichen Aussagen hat einer Studie zufolge im Westen Deutschlands deutlich zugenommen. Damit näherten sich die Werte denen im Osten des Landes an, heißt es in der am Mittwoch in Berlin vorgestellten „Leipziger Autoritarismus Studie“ des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts der Universität Leipzig. Im Westen sei der Bevölkerungsanteil mit einem geschlossen ausländerfeindlichen Weltbild zwischen 2022 und 2024 von 12,6 Prozent auf 19,3 Prozent gestiegen. Im Osten sank der Anteil im gleichen Zeitraum von 33,1 Prozent auf 31,5.

Der Co-Leiter der Studie, Elmar Brähler, betonte anlässlich der Vorstellung der Umfrage, die Ausländerfeindlichkeit habe sich zu einem „bundesweit geteilten Ressentiment entwickelt“. Knapp ein Drittel der Befragten im Westen stimmten der Aussage zu, dass Deutschland durch „die vielen Ausländer überfremdet“ sei. Vor zwei Jahren seien es noch 22,7 Prozent gewesen.

In den ostdeutschen Bundesländern sei die manifeste Zustimmung im selben Zeitraum von 38,4 auf 44,3 Prozent gestiegen. Die Co-Autorin der Studie Ayline Heller bezeichnete Ausländerfeindlichkeit als „Einstiegsdroge“ für Rechtsextremismus. Für die Studie wurden zwischen Ende März und Mitte Juni 2.500 Menschen befragt.

Die Zufriedenheit mit der Demokratie nimmt der Studie zufolge ab. Zwar stimmen 90,4 Prozent aller Befragten der Demokratie als Idee zu (2022: 94,3 Prozent). Die Zustimmung zur „Demokratie, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland funktioniert“ liegt allerdings nur bei 42,3 Prozent.

Vor allem im Osten lasse sich ein rapider Abstieg der Akzeptanz beobachten, hieß es. 2022 sprachen sich noch 53,5 Prozent für die Demokratie, wie sie in Deutschland funktioniert, aus. Der Wert sank 2024 auf 29,7 Prozent. Auch im Westen geben sich nur noch 46 Prozent mit dem Funktionieren der Staatsform zufrieden, gegenüber 58,8 Prozent im Jahr 2022.

Eine Trendumkehr gab es laut Studie bei den antisemitischen Einstellungen in Westdeutschland, die zwischen 2002 und 2022 noch von 13,8 Prozent auf drei Prozent sanken. In diesem Jahr zeigte sich bei der offenen Zustimmung zu antisemitischen Aussagen ein leichter Anstieg auf 4,6 Prozent. Im Osten sank die Anzahl der manifesten Antisemiten von drei Prozent im Jahr 2022 auf 1,8 Prozent in diesem Jahr. Die Zustimmung zu einzelnen Aussagen lag höher. So stimmten 10,2 Prozent der Westdeutschen und fünf Prozent der Ostdeutschen ausdrücklich zu, dass Jüdinnen und Juden „auch heute noch“ zu viel Einfluss hätten.

Auch Antiziganismus und Muslimfeindschaft stiegen in westdeutschen Ländern den Angaben zufolge seit 2022 an. Im Jahr der vorangegangenen Erhebung zeigten sich Westdeutsche nur zu einem Viertel bis einem Drittel bereit, Muslime abzuwerten. In diesem Jahr war es knapp die Hälfte, während sich das Bild im Osten kaum veränderte. Dort gab die Hälfte der Befragten an, ein Problem mit der Anwesenheit von Sinti und Roma zu haben.

Die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, warnte vor dem Hintergrund der Studienergebnisse vor der Gefahr, einer „Ressentiment-Republik“: „Das dürfen wir nicht zulassen.“ Die Studie zeige, dass es ein ernstes Demokratie-Problem gebe.