Shell-Studie: Jugend trotz Sorgen pragmatisch und optimistisch
Berlin (epd).

Jugendliche in Deutschland blicken trotz Ängsten vor einem möglichen Krieg und Sorgen vor einer Wirtschaftskrise überwiegend optimistisch in die Zukunft. Das ist die zentrale Aussage der 19. Shell-Jugendstudie, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die junge Generation ist demnach mit den politischen Parteien unzufrieden, hat aber Vertrauen in staatliche Institutionen.

Zugleich haben mehr als 80 Prozent der Befragten Angst vor einem Krieg in Europa. Ein ebenfalls großer Teil sorgt sich um die wirtschaftliche Lage und eine möglicherweise steigende Armut. Die Angst vor Arbeitslosigkeit oder davor, keinen Ausbildungsplatz zu finden, wird dagegen immer geringer. Nur noch etwa ein Drittel teilt diese Sorgen. Das sei ein historischer Tiefstand, hieß es.

Drei Viertel der Jugendlichen gaben an, dass sie mit der Demokratie zufrieden sind. Der entsprechende Wert liegt in den ostdeutschen Bundesländern bei 60 Prozent, in den westdeutschen bei 77 Prozent. Zwischen dem Erscheinen der letzten Studie 2019 und der diesjährigen stieg der Anteil der jungen Menschen, die sich für Politik interessieren, von 41 auf 51 Prozent. Jeder vierte junge Mann bezeichnete sich als eher rechts oder rechts. Im Jahr 2019 war es noch jeder Fünfte.

Rund 12 Prozent der Jugendlichen sind der Studie zufolge verdrossen. Daneben gebe es einen erheblichen Anteil kritischer und unzufriedener Jugendlicher. Diese seien offen für Populismus und sind kritisch gegenüber Staat und Gesellschaft. Sie sehen sich laut Studienleiter Mathias Albert als „benachteiligte Modernisierungsverlierer“.

Albert betonte bei der Vorstellung der Untersuchung, junge Menschen seien „sehr besorgt, aber pragmatisch und optimistisch“. So seien die Befragten unter anderem davon überzeugt, dass sie ihren Wunschberuf ausüben werden.

Die Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung machen weiterhin einer Mehrheit von zwei Dritteln der Jugendlichen Angst. Insgesamt fühlen sich Jugendliche aus den östlichen Bundesländern auch 35 Jahre nach dem Mauerfall verwundbarer und schlechter gestellt als die Gleichaltrigen im Westen.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) wies auf die wachsende Zustimmung zu antidemokratischen Positionen hin. Das sei ein Auftrag an die Politik, „Jugendlichen Gehör zu verschaffen und sie zu beteiligen“. Demokratie müsse auch in Kitas und Schulen erlernt werden, sagte sie unter Hinweis auf das Gefälle beim Demokratievertrauen in ost- und westdeutschen Bundesländern.

Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, forderte vor dem Hintergrund der Studienergebnisse die oft prekären Strukturen bei der Demokratieförderung durch den Bund stärker abzusichern. Das gelte insbesondere auf regionaler und lokaler Ebene sowie in strukturschwachen Bundesländern.

Die von dem Energie-Unternehmen finanzierte Shell-Jugendstudie erschien in diesem Jahr zum 19. Mal und widmet sich den Lebenswelten von 12- bis 25-Jährigen. Befragt wurden 2.509 junge Menschen der Jahrgänge 1998 bis 2012. Geschlechter, Jahrgänge, Migrationshintergründe, soziale Herkunft, Bildungsstand und weiteres wurden repräsentativ berücksichtigt.