Mit einem ganztägigen Programm wird am Samstag in Chemnitz die europäische Kulturhauptstadt 2025 eröffnet. Parallel zu den Feierlichkeiten sind mehrere Demonstrationen angemeldet. Aktuell lägen vier Anmeldungen vor, sagte Stadtsprecher Matthias Nowak dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch in Chemnitz. Darunter sei eine Demonstration der rechtsextremistischen Kleinstpartei „Freie Sachsen“, die gegen die Kulturhauptstadt protestieren will.
Zunächst war von fünf Versammlungen die Rede. Die Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“ habe ihre Anmeldung jedoch zurückgezogen, sagte Nowak.
Dagegen hält das Bündnis „Chemnitz Nazifrei“ an seinem geplanten Protest fest. Das Bündnis will nach eigenen Angaben das Motto der Kulturhauptstadt aufnehmen und unter dem Titel „C the Unseen: Rechte Kontinuitäten brechen“ auf die Straße gehen. „Wir lassen nicht zu, dass Rechtsextreme diesen Tag für ihre Hetze nutzen“, hieß es.
Zudem wolle das Bündnis, dass die europäische Kulturhauptstadt nicht nur „eine oberflächliche Bühne, sondern auch ein Raum der Auseinandersetzung“ sei. Die Stadt wolle sich „im Glanz der kulturellen Vielfalt“ präsentieren, ignoriere jedoch „ein zentrales Problem: die rechten Strukturen in Chemnitz“.
Der Titel Kulturhauptstadt sei an Chemnitz vergeben worden, weil die Stadt sich öffentlich mit diesen Herausforderungen und den rechtsextremen Ausschreitungen 2018 auseinandersetzen wollte, erklärte „Chemnitz Nazifrei“ weiter. In dieser Verantwortung stehe die Kulturhauptstadt. Jedoch würden Probleme mit rechtsextremistischen Aktivitäten nicht bearbeitet, es werde „vielmehr weggeschaut“.
Chemnitz präsentiert sich als Europas Kulturhauptstadt 2025 unter der Überschrift „C the unseen“. Das Ungesehene und Unentdeckte soll in rund 150 Projekten mit etwa 1.000 Veranstaltungen sichtbar werden. Viel Wert wird dabei auf die Beteiligung von Menschen aus der Region gelegt. Das Gesamtbudget beträgt mehr als 90 Millionen Euro.
Zu den Eröffnungsveranstaltungen der europäischen Kulturhauptstadt 2025 werden am Wochenende in Chemnitz mehrere zehntausend Menschen erwartet. An einem Festakt am Samstag in der Oper werden unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), teilnehmen.
Geplant ist ein ganztägiges Programm an mehreren Orten im Stadtgebiet. Höhepunkt ist eine abendliche Open-Air-Show am Karl-Marx-Monument. Zudem soll eine historische Dampflokomotive von rund 120 Menschen durch die Innenstadt gezogen werden. Die Aktion soll an den einstigen Industriestandort erinnern.