Politische Strafdelikte in Berlin um fast ein Drittel gestiegen
Berlin (epd).

In Berlin sind im vergangenen Jahr erheblich mehr politisch motivierte Straftaten registriert worden. Das Gesamtaufkommen sei 2024 gegenüber dem Vorjahr um 29,3 Prozent auf insgesamt 8.309 Fälle gestiegen, erklärte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Donnerstag in Berlin zur Veröffentlichung der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität. In 965 Fällen handelte es sich dabei um Gewaltdelikte, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um mehr als drei Viertel (plus 76,4 Prozent).

Bei den antisemitischen Straftaten gab es 2024 eine Verdoppelung (plus 102,3 Prozent) auf 1.823 Fälle. Der Anstieg sei vor allem auf eine konsequente Anzeigenaufnahme zurückzuführen, unter anderem bei Protesten gegen den Nahost-Konflikt und im digitalen Raum.

Im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt registrierte die Polizei für das vergangene Jahr 3.137 Fälle, ein Anstieg um 2.252 Fälle oder 254 Prozent gegenüber 2023. Die registrierten Gewaltdelikte stiegen um 402,4 Prozent auf 638 Fälle.

Rechtsextrem motivierte Straftaten stiegen im vergangenen Jahr gegenüber 2023 um ein Fünftel (plus 19,9, Prozent) auf insgesamt 2.782 Fälle. Rechte Gewaltdelikte gingen dabei um 28,2 Prozent auf 89 Fälle zurück. Die Zahl der sogenannten rechten Propagandadelikte stieg um mehr als ein Drittel (35,1 Prozent) auf 1.599 Fälle. Fremdenfeindlich motivierte Straftaten wurden 1.147 registriert, zwei Prozent mehr als im Jahr davor.

Bei linksextrem motivierten Straftaten wurden in der Bundeshauptstadt 2024 insgesamt 684 Fälle gezählt, knapp 40 Prozent weniger als 2023. Die höchsten Rückgänge habe es bei Nötigungen und Bedrohungen sowie bei Sachbeschädigungen gegeben. Die links motivierten Gewaltdelikte stiegen hingegen um 15 Fälle auf 133.

Bei queerfeindlichen Straftaten gab es im Gegensatz zum stetigen Anstieg der vergangenen Jahre 2024 einen Rückgang um 16,1 Prozent auf 579 Fälle. Allerdings bleibe das Dunkelfeld hoch, hieß es.

Die allgemeine Kriminalitätsstatistik verzeichnete zudem mehr Opfer von Gewalt in Partnerschaft und Familie. Mit 19.213 Fällen sei 2024 der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre registriert worden. 71 Prozent der Betroffenen waren weiblich.

Auch die Zahl der Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten ging nach oben. So seien im vergangenen Jahr 10.584 Einsatzkräfte angegriffen worden. Das waren 10,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Knapp 2.000 von ihnen wurden bei Demonstrationen verletzt. Berliner Feuerwehrleute wurden hingegen nur noch vier angegriffen (2023: 85). Dies sei Ergebnis der gemeinsamen Einsätze von Feuerwehr und Polizei in der Silvesternacht 2023/2024.

Im Bereich der „ausländischen Ideologien“ zählte die Polizei wie im Vorjahr drei Terrorismusdelikte. Insgesamt wurden 2.650 Fälle politisch motivierter Kriminalität mit Bezug zu ausländischen Ideologien registriert, ein Anstieg gegenüber 2023 um fast 170 Prozent. Davon betrafen den Nahost-Konflikt allein schon 2.440 Fälle.

Für den Bereich „religiöse Ideologie“ verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr einen Anstieg um 123,8 Prozent auf 470 Fälle. Die Zahl der Gewaltdelikte sank dabei um ein Viertel auf 18 Fälle. Die Terrorismusdelikte gingen um knapp 43 Prozent auf acht Fälle zurück.