Mehrere hundert Menschen haben am Mittwoch vor dem Berliner Rathaus Spandau einer am 3. April getöteten Frau gedacht und das Fehlen von ausreichend Schutzplätzen für gewaltbetroffene Frauen kritisiert. Die 56-Jährige war nach Angaben der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen mutmaßlich von ihrem Partner getötet worden. Sie ist das zweite bekannte Femizidopfer in diesem Jahr in Berlin. An der Aktion beteiligten sich auch zahlreiche Mitarbeiterinnen von Berliner Frauenhäusern.
Seit Jahren machten die Mitarbeitenden des Berliner Anti-Gewalt-Bereichs auf die dramatischen Zustände aufmerksam, hieß es. Dennoch seien 2024 allein in Berlin 29 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet worden.
In Berlin fehlten nach den Vorgaben der Istanbul-Konvention derzeit 486 Schutzplätze für gewaltbetroffene Frauen. Täglich müssten die Beraterinnen an der Hotline gegen häusliche Gewalt 10 bis 15 schutzsuchenden Frauen und ihren Kindern mitteilen, dass es keinen freien Platz gibt. Die Beratungsstelle Eulalia Eigensinn in Spandau könne frühestens in zwei Monaten Termine für Erstgespräche anbieten.
Bei der Aktion wurden im Gedenken an die getötete Frau vor dem Rathaus rote Schuhe als weltweites Symbol für Femizid-Opfer aufgestellt. Gefordert wurden unter anderem der rasche Ausbau von Schutzplätzen und mehr therapeutische Angebote.
Nach der 2018 in Deutschland in Kraft getretenen Istanbul-Konvention müssen Schutzplätze für Frauen und Kinder in Kommunen „in ausreichender Zahl“ zur Verfügung stehen. Berlin hat derzeit 477 Schutzplätze, gebraucht werden aber mehr als doppelt so viele.