Der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Sachsen hat eine neue Vorsitzende: Das Amt übernimmt die 55-jährige Ekaterina Kulakova. Das Präsidium des jüdischen Verbandes wählte die Pianistin, Musikpädagogin und Informatikerin am Freitag in Dresden in geheimer Abstimmung. Die in Russland geborene Kulakova ist Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Dresden. Sie lebt seit 2005 in der sächsischen Landeshauptstadt.
Im sächsischen jüdischen Landesverband folgt sie auf die promovierte Historikerin Nora Goldenbogen, die Ende November im Alter von 75 Jahren gestorben ist. Der Verband wurde zwischenzeitlich vom Vorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig, Küf Kaufmann, geführt. Zuvor hatte Goldenbogen die Leitung von 2017 an inne. Zudem war sie von 2003 bis 2020 Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Dresden. In Sachsen leben rund 2.500 Jüdinnen und Juden.
Die neue Vorsitzende sagte, der Landesverband wolle seine Arbeit sowohl im religiösen als auch im kulturell-politischen Sinn fortführen. Sie habe „viel Energie und Ideen“. Sie wolle dazu beitragen, dass jüdisches Leben sichtbarer in der Gesellschaft werde. Sorge bereite ihr die allgemeine Situation für Jüdinnen und Juden in Deutschland. „Antisemitismus ist das tägliche Leben“, sagte Kulakova: „Das macht uns Sorgen.“
Laut der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, Ruth Röcher, haben antisemitische Hassmails zugenommen. Sie würden direkt in die Gemeinde gesendet. Mit Blick auf Europas Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 sagte Röcher: Sie hoffe, dass die Stadt sich von ihrem „schlechten Ruf als Nazistadt“ befreien kann. Erwartet würden Gäste aus ganz Europa, um Chemnitz persönlich zu erleben. Auch die jüdische Gemeinde wolle sich mit Angeboten zeigen.
Nach rechtsradikalen Ausschreitungen 2018 war Chemnitz in die Schlagzeilen geraten. Seither kämpft die Stadt gegen das Negativimage. Als Europas Kulturhauptstadt 2025 präsentiert sie sich unter der Überschrift „C the unseen“. Das Ungesehene und Unentdeckte soll in rund 1.000 Veranstaltungen sichtbar werden. Viel Wert haben die Organisatoren auf die Beteiligung von Menschen aus der Region gelegt.
Der Landesverband Sachsen der jüdischen Gemeinden ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und die Vertretung von Juden und Jüdinnen in Sachsen. In dem Verband haben sich die jüdischen Gemeinden von Dresden, Leipzig und Chemnitz zusammengeschlossen. Außerdem ist das Zentrum Chabad Lubawitsch Sachsen Mitglied des Landesverbandes, allerdings ohne Stimmrecht.
Nicht aufgenommen in den Verband wurde dagegen die Jüdische Kultusgemeinde Dresden. Den Verein hatte 2021 der frühere Rabbiner der Dresdner jüdischen Gemeinde, Akiva Weingarten, gegründet. Weingarten ist jetzt Rabbiner der Kultusgemeinde, die nach eigenen Angaben „offen ist für alle Menschen, die sich für jüdisches Leben interessieren“.
In Sachsen findet 2026 ein „Jahr der jüdischen Kultur“ statt. Es will mit Projekten und zahlreichen Veranstaltungen sachsenweit die vielfältige jüdische Kultur und Geschichte öffentlich zugänglich machen.