FU-Präsident beklagt "grundsätzliches Misstrauen"
Berlin (epd).

Der Präsident der Freien Universität Berlin (FU), Günter Ziegler, wünscht sich von der Berliner Politik mehr Vertrauen in die Hochschulen beim Umgang mit antisemitischen und propalästinensischen Protesten. „Ich nehme aber leider ein grundsätzliches Misstrauen wahr“, sagte Ziegler der „Berliner Morgenpost“ (Dienstag).

Die im Grundgesetz garantierte Wissenschaftsfreiheit unterstreiche auch die Pflicht und Verantwortung der Hochschulen und Universitäten, eigenständig Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. „Dazu gehört, dass wir selbst entscheiden können müssen, mit wem wir reden, wie lange wir reden und wann wir zu dem Schluss kommen, dass kein Gespräch mehr möglich ist“, sagte Ziegler.

Der FU-Präsident spricht von einem Lernprozess der Universität im Umgang mit Protestcamps auf dem Uni-Gelände und Hörsaalbesetzungen. „Wir haben gelernt, dass wir auch in solchen Situationen versuchen müssen, trotzdem ins Gespräch zu gehen“, sagte Ziegler: „Diesen Versuch zu unternehmen, ins Gespräch zu kommen, das war wichtig, auch wenn wir am Ende nicht erfolgreich waren.“

Die Berliner Politik hat den Unis und Hochschulen der Stadt wiederholt einen zu laxen Umgang mit israelfeindlichen und propalästinensischen Protesten vorgehalten. Vergangene Woche hatte die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld (CDU) der FU vorgeworfen, dem „Kampf gegen Antisemitismus aus dem Weg zu gehen“. Hintergrund ist eine von der FU abgesagte Wanderausstellung über antisemitische Pogrome, die nun stattdessen im Februar im Abgeordnetenhaus gezeigt wird.