Der CDU-Politiker und langjährige Ministerpräsident von zwei Bundesländern in West- und Ostdeutschland, Bernhard Vogel, ist tot. Er starb im Alter von 92 Jahren, wie die CDU Rheinland-Pfalz am Montag bestätigte. Führende Politiker aus Bund und Ländern würdigten Vogels Verdienste in der Vermittlung zwischen Ost und West nach der Wiedervereinigung.
„Mit Bernhard Vogel verliert unser Land einen seiner bekanntesten und auch beliebtesten Politiker, zugleich einen leidenschaftlichen Kämpfer für die Demokratie“, schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Beileidsbekundung. Vogel habe „auf einzigartige Weise an der Deutschen Einheit mitgebaut“. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz erklärte auf der Plattform X, Vogel sei ein „Brückenbauer zwischen Ost und West“ gewesen. Die Union verliere „einen verdienten Christdemokraten und Ausnahmepolitiker, der das Gesicht der Bundesrepublik prägte“.
Vogel wurde 1932 in Göttingen geboren und wuchs in Gießen und München auf. Er studierte Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in Heidelberg und München. Der jüngere Bruder des SPD-Politikers Hans-Jochen Vogel (1926-2020) war von 1976 bis 1988 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und von 1992 bis 2003 Ministerpräsident von Thüringen - und der einzige Politiker, der als Ministerpräsident Länder in beiden Teilen Deutschlands regierte. Nach dem Ausscheiden aus der aktiven Politik blieb er bis 2009 Vorsitzender der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) sagte, in seinen „Mainzer Jahren“ habe Vogel „nachhaltige Beiträge zur Entwicklung und Modernisierung von Rheinland-Pfalz geleistet. Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) verwies auf Vogels Regierungszeit in seinem Bundesland: “Sein Name wird für immer untrennbar mit dem Freistaat verbunden bleiben.„ Vogel sei jemand gewesen, der mit einem freundlichen Lächeln, mit scharfem Verstand und unerschütterlicher Überzeugung führte“.
Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte, Vogels Einsatz für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und die deutsche Einheit habe ihm über Parteigrenzen hinweg große Anerkennung gebracht. An Vogels Wirken für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und bei der Einführung des privaten Rundfunks in Deutschland im Jahr 1984 erinnerte ZDF-Indendant Norbert Himmler. Vogels medienpolitisches Ziel sei ein fairer Wettbewerb gewesen. „Damit hat er das duale System entscheidend geprägt“, sagte Himmler. Vogel war viele Jahre Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat.
Auch Vertreter der katholischen Kirche, der Vogel angehörte, meldeten sich zu Wort. Der Speyerer katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann bezeichnete Vogel als „einen engagierten Christen und Staatsmann“, für den die katholische Soziallehre Maßstab politischen Handelns gewesen sei. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, erklärte: „Er war ein herausragender Akteur des politischen Katholizismus unserer Zeit.“ Vogel gehörte der katholischen Laienorganisation nach Angaben des ZdK mehr als 40 Jahre als Mitglied an.