Nach dem Angriff auf ein Flüchtlingsheim in Stahnsdorf am Berliner Stadtrand ermittelt die Staatsanwaltschaft Potsdam gegen drei Tatverdächtige. Der Vorfall an dem Übergangswohnheim für Asylsuchende hatte sich in der Nacht zum Samstag ereignet, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag sagte. Er bestätigte damit vorhergehende Medienberichte. Zu einem möglichen rechtsextremen Hintergrund äußerte sich der Sprecher nicht.
Ermittelt werde unter anderem wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Die Polizei sei umgehend nach der Meldung des Vorfalls vor Ort gewesen. Auch ein Fährtenhund und ein Polizeihubschrauber seien zum Einsatz gekommen. Weitergehende Auskünfte zur Sache oder zu den Tatverdächtigen würden vorerst mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen und die Beteiligtenrechte nicht erteilt.
Medienberichten zufolge sollen am frühen Samstagmorgen mehrere Jugendliche in der Gegend des Heims unterwegs gewesen sein und Zeugen zufolge rechtsextreme Parolen gerufen haben. Bei dem Angriff auf das Heim sei versucht wurden, in das Gebäude zu gelangen, hieß es. Auch Scheiben seien eingeworfen worden. Ein Wachmann wurde verletzt.
Der Stahnsdorfer Bürgermeister Bernd Albers („Bürger für Bürger“) erklärte am Dienstag, Gewalt sei „generell ein No-Go“. Gewalt gegen die Schwächsten der Gesellschaft sei zudem „besonders niederträchtig und feige“, betonte Albers: „Wir verurteilen den gewalttätigen Übergriff auf die Stahnsdorfer Gemeinschaftsunterkünfte auf das Schärfste und danken der Polizei für ihr entschlossenes Eingreifen.“ Der Vorfall vermittele ein Bild von Stahnsdorf, das mit der Weltoffenheit der Menschen dort nicht in Einklang zu bringen sei. Solche und andere Einschüchterungsversuche durch rechte Gruppierungen müssten „strengstens verfolgt“ werden.
Auch das brandenburgische Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus, die Beratungsstelle Opferperspektive und das Netzwerk Tolerantes Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf verurteilten den Angriff. Die Opferperspektive habe mit Mitarbeitenden und Anwohnenden gesprochen, erklärten sie. Hannes Püschel von der Beratungsstelle betonte, die Menschen im Wohnheim seien sehr verunsichert und wünschten sich vor allem eine Verbesserung der Sicherheit. Vor allem die Kinder hätten Angst und fürchteten sich vor weiteren Angriffen.
Püschel mahnte „zügige und umfassende Ermittlungen der Polizei und ein deutliches Zeichen aus der Stadtgesellschaft und Politik“ an, dass der Angriff „auf das Schärfste verurteilt wird“. Maica Vierkant vom Aktionsbündnis betonte, Stahnsdorf sei kein Einzelfall. Erst vor rund einer Woche habe ein Angriff auf den Jugendclub Jamm in Senftenberg verhindert werden können. Rechtsextreme Vorfälle und Angriffe wie diese häuften sich. Der Zuspruch für rechtsextreme Positionen und Parteien steige. Rechtsextreme versuchten, in Brandenburg mittels Gewalt ein rassistisches Klima zu schaffen, das stark an die Zeit vor 30 Jahren erinnere. Dem müsse gemeinsam und entschieden entgegengetreten werden.