Foto-Ausstellung "Deutschland um 1980" in Hamburg
Hamburg (epd).

Die Ausstellung „Deutschland um 1980. Fotografien aus einem fernen Land“ ist ab Mittwoch im Altonaer Museum in Hamburg zu sehen. Sie präsentiert bis zum 3. März 2025 Arbeiten von zehn Fotografinnen und Fotografen. „Vierzig Jahre später erscheint diese Zeit wie ein fernes Land und doch kommt einem einiges bekannt vor“, sagte Museumsdirektorin Anja Dauschek bei der Vorstellung der Schau. „Vokuhila“-Frisuren, Walkman oder Aerobic gebe es heute zwar nicht mehr, aber die Friedens- und Umweltbewegung sei aktueller denn je. Dauschek: „Da fragt man sich schon teilweise, warum wir in 40 Jahren nicht weitergekommen sind.“

Höchst individuell blicken die Fotografinnen und Fotografen auf die damaligen Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Manche sind freie Akteure, andere arbeiten als Reportage-Fotografen im Auftrag von Zeitungen und Magazinen oder Fotokünstler. Damit zeige die Schau unterschiedliche Perspektiven auf politische und gesellschaftliche Ereignisse der Jahre zwischen 1975 und 1985. Die Bilder werden mit Film- und Tonaufnahmen, Möbeln und Kleidungsstücken ergänzt. Dauschek: „Als Auftakt zeigen wir Fernsehbilder um 1980.“ Am Ende können Besuchende Aerobic und Popgymnastik selbst ausprobieren.

Die Jahre um 1980 seien eine Phase tiefgreifender Umbrüche gewesen, die zeitgleich von grundlegenden Innovationen und großen Zukunftsängsten geprägt waren, hieß es. Die Fotos spiegeln die Gegensätze der Zeit um 1980 wider - im Westen wie im Osten. Zum einen feierte die bunte Jugendkultur mit der Neuen Deutschen Welle, Punks bevölkerten die Innenstädte, Häuser wurden besetzt. Andererseits schürten globales Wettrüsten, sichtbare Umweltzerstörung und steigende Arbeitslosigkeit eine allgemeine Untergangsstimmung. 1982 demonstrierten mehr als 500.000 Menschen für Frieden und gegen den NATO-Doppelbeschluss, der die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Westeuropa vorsah. Dauschek: „Und auch heute wird wieder über Stationierung von Raketen in Deutschland verhandelt.“

In den Fotos unterscheiden sich die Bürgerbewegungen im Westen und Osten kaum voneinander. So formierten sich in der DDR um 1980 ebenfalls Gruppen, die gegen das Wettrüsten demonstrierten. „Und auch aus der DDR haben wir Fotos aus Subkulturen wie die Punk- und Gruftie-Szene“, sagte Sebastian Lux, Vorstand der Stiftung F.C. Gundlach. Aus dem Archiv der Stiftung finden sich zahlreiche Fotos in der Schau. Lux: „Es ist wichtig, dass Bilder zurück ins kulturelle Gedächtnis geholt werden.“ In der Schau sind Arbeiten von Angela Neuke, Barbara Klemm, Christian und Helga von Alvensleben, Martin Langer, Ingolf Thiel, Asmus Henkel, Mahmoud Dabdoub, Gerd Danigel, Hans-Martin Küsters und Wilfried Bauer zu sehen.

Neben „coolen Motiven“, die Spaß machen und für nostalgische Gefühle sorgen, will die Schau auch „zum Nachdenken anregen“, sagte Lux. Etwa über das Thema Migration. Die Diskriminierung der sogenannten Gastarbeiter um 1980 wird in der Schau anhand des Gedichts „Mein Name ist Ausländer“ der Lyrikerin Semra Ertan und ihrer Geschichte vertieft. Aus Protest gegen den zunehmenden Rassismus in Deutschland hatte sich Ertan im Mai 1982 in Hamburg öffentlich verbrannt. Museumschefin Dauschek: „Viele der Fragen, die sich Menschen damals stellten, beschäftigen uns bis heute.“

Die Ausstellung wurde vom LVR Landesmuseum Bonn zusammen mit der Deutschen Fotothek Dresden und der Stiftung F.C. Gundlach Hamburg konzipiert. Für das Altonaer Museum wurde sie durch drei Hamburger Fotografen sowie Musik, Filme und Objekte ergänzt.