Jenseits von Frontlinien, Zahlen und Waffen stehen hier Menschen im Mittelpunkt: Am Mahnmal St. Nikolai wird heute (18.30 Uhr) die Fotoausstellung „Zwischen Krieg und Hoffnung“ eröffnet. Die Bilder würden weit über klassische Kriegsdarstellungen hinausgehen und zeigen, „dass Krieg nicht nur ein politisches oder militärisches Ereignis, sondern vor allem ein menschliches ist“, sagte Kuratorin Leoni Marie Hübner von der Hamburger Agentur Focus. 20 internationale Journalistinnen und Journalisten zeigen bis zum 30. September ihren Blick auf weltweite Konflikte. „Die Fotografien erzählen von individuellen Schicksalen, von Erschütterung und Überleben, von Hoffnung und Wiederaufbau“, sagte Hübner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Open-Air-Ausstellung ist kostenfrei zugänglich.
Inmitten lauter Konflikte soll die Ausstellung „den Blick auf Geschichten und Perspektiven lenken, die wir vielleicht noch nicht so oft gesehen oder schon wieder vergessen haben. Vielleicht auch, weil sie leiser sind“, sagte Hübner. Gezeigt werde nicht der Krieg als Schlagzeile, sondern seine Auswirkungen. Spektakuläre Gewaltmotive werden nicht gezeigt. „Wir wollen, dass den Menschen, deren Geschichten erzählt werden, mit Empathie und Respekt begegnet wird - und das fängt bei der Haltung der Bilder an“, sagte Hübner. Zudem könne in einem öffentlichen Raum niemandem zugemutet werden, sich unvorbereitet Gewalt anzuschauen.
Jede Fotografie erzähle eine Geschichte vom Erleben von Menschen in Extremsituationen, von Momenten der Erschütterung, des Wartens, der Hoffnung, des Wiederaufbaus und der Suche nach Frieden. „Konflikte überlagern sich, Traumata überdauern Generationen, und für viele bleibt Krieg ein unaufhörlicher Zustand“, sagte die 33-jährige Kuratorin. Gezeigt werden Fotografien aus unterschiedlichen Teilen der Welt von lang zurückliegenden, anhaltenden, fast vergessenen oder aktuellen Konflikten.
Krieg sei „auch der Alltag, der sich einstellen muss, weil Kriege anhalten. Oder die Erkenntnis, dass selbst die unsicherste Fluchtroute - wie die übers Mittelmeer - mehr Perspektive bietet als in der Heimat zu bleiben“, sagte Hübner. Die Ausstellung verstehe sich als facettenreiche Sammlung, die Einblicke in das Gefühlsleben von Menschen im Spannungsfeld von Zerstörung und Freiheitswillen gewährt. Hübner: „Es sind so viele feine, leise Arbeiten dabei, die enorm viel Kraft haben, wenn man sich auf sie einlässt.“
Das Mahnmal St. Nikolai sei dabei nicht nur Ort der Ausstellung, sondern Bestandteil des inhaltlichen Konzepts: „Dieser Ort steht wie kaum ein anderer in Hamburg für die Zerstörung durch Krieg und zeigt uns, was Krieg anrichten kann“, sagte Hübner. Gleichzeitig stehe er für den Aufbau von etwas Neuem. Heute sei er auch ein Ort der Begegnung und des Austausches. „Daher passt dieser Ort ganz besonders gut.“ Die Ausstellung findet im Rahmen des Gedenkjahres „80 Jahre Befreiung“ statt.