Nach einem anonymen Drohbrief mit AfD-Logo gegen den Itzehoer Propst Steffen Paar erstattet die evangelische Nordkirche Anzeige. Sie nehme derartige Vorgänge sehr ernst und zeige sie konsequent bei den zuständigen Strafverfolgungsbehörden an, teilte die Nordkirche am Mittwoch mit. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt sagte: „Die Nordkirche steht fest an der Seite unseres Propstes Steffen Paar und seines Ehemannes.“ Der Propst der Propstei Nord des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf hatte den Brief am Dienstag erhalten. Er richtet sich gegen seine Homosexualität und seine Stellungnahmen zu Klimawandel und Migration.
Der 44 Jahre alte Propst Steffen Paar entgegnete in einer Stellungnahme, die u.a. auf der Website des evangelischen Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf zu finden ist, er und sein Partner würden sich nicht mundtot machen lassen. Polizei und Verfassungsschutz seien informiert. „Mein Mann und ich sind achtsam. Angst haben wir keine“, erklärte Paar. „Eure Forderungen berühren und verändern mich nicht“, schrieb er weiter.
Auch Kühnbaum-Schmidt betonte: „Von Drohungen lassen wir uns nicht entmutigen oder einschüchtern.“ Propst Paar danke die Landesbischöfin „von ganzem Herzen für seinen hoch engagierten Dienst, den er für unsere Kirche und die Menschen leistet, und alle Begleitung und Beteiligung dabei durch seinen Ehemann“.
Die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, Nora Steen, zeigte sich betroffen, wenn Kollegen und Kolleginnen sich nicht sicher fühlen könnten. Steen: „Die offene Drohung an den Propst und seinen Mann zeigt, wie umfassend Hass und wie greifbar gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft wirken.“ Kein Mensch dürfe „aufgrund seines Lebenskonzeptes bedroht, angefeindet und ausgegrenzt werden“.
Der Drohbrief mache „fassungslos“, hieß es in einer Stellungnahme des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf. Es sei „eine neue Dimension, wenn einer unserer Geistlichen und damit auch wir als Kirche konkret bedroht und beschimpft werden“. Auch der Kirchenkreis signalisierte Solidarität: „Wir halten zusammen und lassen uns nicht einschüchtern.“
„Wir werden des Volkes Stimme Gehör verschaffen und die Kirche in ihre Schranken weisen“, hieß es in dem Schreiben, das der Partner des Propstes, Christoph Paar, am Dienstagnachmittag auf Facebook und Instagram postete.
Der Absender bezeichnet sich als „Sturmfront Schleswig-Holstein - Patriotischer Untergrund der AfD und Bauernschaft“. Er droht damit, „fundamentale Fehldarstellungen“ des Propstes konsequent zu verfolgen. „Denken Sie immer daran, wir wissen wo Sie wohnen und kennen Ihren Partner.“ Paar solle auf keinen Fall die Polizei oder den Verfassungsschutz einschalten, hieß es.
Die AfD, die der Absender unterstütze, stelle „die Grundpfeiler unseres Landes und Lebens infrage“, erklärte Paar. Es brauche deshalb Menschen, die Zuversicht und Demokratie leben und dafür aufstehen. „In diesem Sinne rechnet mit mir“, kündigte der Propst an. 2019 hatte er als Pastor in Sülfeld (Kreis Segeberg) erfolgreich einen Widerstand gegen Rechtsextreme organisiert, die versucht hatten, in der 3.000-Einwohner-Gemeinde ein rechtsextremes Netzwerk aufzubauen.
Der AfD-Bundesgeschäftsführer, Hans-Holger Malcomeß, habe sich in einer Mail an Paar von dem Schreiben distanziert. Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärte die Bundesgeschäftsstelle der AfD in Berlin: „Der Brief ist ein Fake und stammt nicht von uns. Wir prüfen juristische Schritte.“
Auch der Bauernverband Schleswig-Holstein distanzierte sich auf epd-Anfrage klar von dem Brief, der im Absender auch „Bauernschaft” hat. “Ein respektvoller Umgang miteinander und die Akzeptanz von Vielfalt sind für uns wesentliche Bestandteile eines würdevollen, menschlichen Miteinanders", erklärte Pressesprecherin Maike Schwerdtfeger.