![s:24:"Winterliches Bluetenfest";](/sites/default/files/schwerpunktartikel/S250204062L-1.jpg)
Die Zaubernüsse duften mit der winterblühenden Heckenkirsche um die Wette. Zu ihren Füßen recken Lenzrosen ihre Köpfe aus dem halbschattigen Unterholz der Sonne entgegen: Trotz der immer noch winterlichen Temperaturen entfaltet sich im niedersächsischen „Park der Gärten“ am Bad Zwischenahner Meer gerade ein farbenprächtiges Blütenfest. Und nicht nur das: Auf dem Gelände der ersten Niedersächsischen Landesgartenschau lockt Kennern zufolge eine der größten Zaubernuss-Sammlungen Deutschlands und bildet schon früh im Jahr eine Allee der Düfte.
Mehr als 30 verschiedene Zaubernüsse - botanisch Hamamelis - sind hier zu sehen. Die Nuancen der Düfte, die sie aussenden, sind ganz unterschiedlich: mal blumiger, mal würziger. Mit ihren gelben, orangen bis roten bandförmigen Blüten zählen sie zu den ersten Boten des nahenden Frühlings, den sich jetzt viele Menschen herbeiwünschen. „Die Sehnsucht ist groß“, sagt Björn Ehsen, gärtnerischer Leiter im Park.
Beim Rundgang im Sonnenschein erklärt Ehsen den besonderen „Frostschutz“, den sich die Zaubernüsse zugelegt haben. „Bei Kälte rollen sich die Blütenblätter zu den Knospenschuppen hin zusammen und öffnen sich erst wieder, wenn die Temperaturen über den Gefrierpunkt klettern.“ So schaffen sie es, Fröste bis zu minus zehn Grad Celsius zu überstehen. In ihrer Heimat in Ostasien und Nordamerika wachsen sie baumartig. In Deutschland werden sie bis zu fünf Meter hoch und fühlen sich als Solitär am wohlsten.
Unter den Stars der Winterblüte, die im Park am kommenden Sonntag (9. Februar) mit einer Sonderöffnung gefeiert wird, sind auch Christ- und Lenzrosen. Sie gehören zur Gattung der Nieswurz-Gewächse (botanisch Helleborus), die ihre Schönheit entfalten, während andere Stauden noch Winterschlaf halten. „Die sind aufgrund der milden Witterung schon sehr gut in Blüte gekommen“, schwärmt Ehsen.
Besonders attraktiv für die ersten Wildbienen, die im Sonnenschein gegen Mittag durch den Park fliegen, scheint die Duftende Schattenblume zu sein, auch Himalaya-Schleimbeere genannt. Die unscheinbar-weißen Blüten des Strauches werden oft angeflogen. Sie enthalten ätherische Öle, die einen intensiven süßen Duft nach Honig und Vanille verbreiten. Aber auch Winterduftschneebälle und die Chinesische Winterblüte gehören zu den Pflanzenschätzen, die den ersten fliegenden Insekten den Tisch decken.
Das funktioniert am besten auf geschützten Standorten, die nicht so sehr dem Wind ausgesetzt sind. „Die Natur sucht sich Nischen“, erläutert Ehsen den Hintergrund, warum es trotz der teils noch unwirtlichen Temperaturen überhaupt eine Winterblüte gibt, die für gesteigerte Frühlingsvorfreude sorgt.
Klar ist: Winterblüher haben nahezu ein Monopol, wenn es darum geht, Insekten anzulocken. Und auch die Lichtverhältnisse sind günstiger, weil Bäume ihr Blätterdach noch nicht ausgebildet haben. So können sie als Frühstarter bereits Samen entwickeln, wenn andere Pflanzen erst zu blühen beginnen. „Da geht es auch um die Konkurrenzvermeidung der Pflanzen untereinander“, fasst der Dortmunder Gartenberater Philippe Dahlmann zusammen: „Je weniger Pflanzen um die gleiche Zeit blühen, desto wahrscheinlicher ist eine Bestäubung.“
So durchziehen überall in Deutschland und mitten im Winter oftmals mit Vanillenoten angereicherte Wohlfühldüfte die Gärten. Ergänzt werden sie von Schneeglöckchen, Winterlingen, Krokussen und vielen anderen Zwiebel- und Knollenpflanzen, die in der kalten Jahreszeit Farbe in den Garten bringen. „Die Pflanzenfreunde“, weiß Björn Ehsen, „sind ausgehungert und wollen das mit allen Sinnen erleben“.