Sozialverbände haben anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember einen besseren Zugang von Menschen mit Behinderung zum Arbeitsmarkt gefordert. Im Vordergrund müssten dabei die Schaffung von Barrierefreiheit am Arbeitsplatz, gezielte Qualifizierungsprogramme und eine stärkere Sensibilisierung von Arbeitgebern stehen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der Lebenshilfe in Niedersachsen.
Die Arbeitslosenquote von Menschen mit Schwerbehinderungen liege in Niedersachsen bei 10 Prozent und damit deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 6,9 Prozent, hieß es. Acht Jahre nach Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes bleibe ihre vollständige Teilhabe in allen Lebensbereichen ein uneingelöstes Versprechen, sagte der Landesgeschäftsführer der Lebenshilfe, Frank Steinsiek.
Der Landesvorsitzende des Sozialverbandes VdK Niedersachsen-Bremen, Friedrich Stubbe, ergänzte: „Wir verlangen nicht mehr als die Umsetzung unseres Grundgesetzes: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen forderte überdies höhere Ausgleichsabgaben für Unternehmen, die die Quote von Beschäftigten mit Behinderung nicht erfüllen. „Die Abgabe muss verdoppelt werden“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Dirk Swinke, am Montag in Hannover.
Unternehmen sind verpflichtet, fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Menschen mit Behinderung zu besetzen, hieß es. Tun sie dies nicht, müssen sie eine sogenannte Ausgleichsabgabe zahlen, die je nach Unternehmensgröße zwischen 140 und 720 Euro im Monat beträgt.
Mehr als 10.000 Betriebe in Niedersachsen zahlen dem VdK zufolge die Ausgleichsabgabe. Dagegen erfüllen nach Angaben des SoVD nur 37 Prozent der niedersächsischen Unternehmen die Pflichtquote. Dies zeige, dass die Abgabe nicht hoch genug sei, sagte Swinke. Es müsse verhindert werden, dass Unternehmen sich durch die Zahlung der Ausgleichsabgabe „freikaufen“.
„Dadurch, dass Menschen mit Behinderung oft außen vor gelassen werden, gehen dem Arbeitsmarkt dringend benötigte Arbeitskräfte verloren“, betonte der SoVD-Chef. Das sei gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein fataler Fehler.
Swinke forderte Arbeitgeber zum Umdenken auf. „Sie müssen Menschen mit Behinderung als Beschäftigte mit unverzichtbaren Qualifikationen wahrnehmen.“ So seien etwa bessere Beratungsangebote für Unternehmen notwendig, die Menschen mit Behinderung einstellen möchten.