Immer mehr Menschen in Niedersachsen sind wohnungslos
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Immer mehr Menschen in Niedersachsen sind wohnungslos
Hannover, Osnabrück (epd).

Immer mehr Menschen in Niedersachsen stehen ohne eine Wohnung da und sind auf Unterstützung der Wohnungslosenhilfe angewiesen. Die Zahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an, wie die Zentrale Beratungsstelle (ZBS) Niedersachsen auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) am Dienstag mitteilte. Immer häufiger seien Menschen aus der Mitte der Gesellschaft mit geregeltem Einkommen, Familien mit Kindern, junge Erwachsene und Frauen unter den Hilfesuchenden.

Die ZBS Niedersachsen koordiniert für das Sozialministerium die Hilfen für Menschen in Wohnungsnot. Die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfen im Land werden vor allem von der Diakonie und der Caritas betrieben. Für die Bereitstellung von Unterkünften sind die Kommunen zuständig.

Das Statistische Bundesamt weist für Niedersachsen zum Stichtag 31. Januar 2024 rund 33.000 in kommunalen Schlafstellen oder Wärmestuben untergebrachte wohnungslose Personen aus. Die ZBS erstellt eigene statistische Jahresberichte. Demnach haben im Jahr 2023 rund 37.290 Menschen in Niedersachsen Hilfen für Wohnungslose in Anspruch genommen. Beide Statistiken weisen eine Zunahme gegenüber den Vorjahren auf. Aktuellere Zahlen werden frühestens im Sommer vorliegen.

Ursache für die Misere ist nach Angaben von Experten in erster Linie der enge Wohnungsmarkt und der massive Rückgang an Sozialwohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. Das gelte selbst für prosperierende ländliche Regionen wie das Emsland oder den Raum Vechta, sagte der Referent für Wohnungslosenhilfe der Caritas im Bistum Osnabrück, Christian Jäger.

Zudem lebten immer mehr Menschen in Ein- und Zwei-Personenhaushalten, so dass kleinere Wohnungen noch knapper würden. „Wer dann eine Eigenbedarfskündigung bekommt oder nach energetischer Sanierung die höhere Miete nicht mehr bezahlen kann, findet nur schwer günstige Mietwohnungen“, betonte der Referent.

Wenn die Politik nicht gegensteuere, werde sich das Problem in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen, warnte Jäger. Die Rezession werde sich zunehmend auf die Geldbeutel von Mieterinnen und Mietern auswirken: „Wer sich jetzt mit Ach und Krach noch halten kann, wird dann auch noch hinten runterfallen.“ Er forderte Bund, Länder und Kommunen zu deutlich mehr Investitionen in den sozialen Wohnungsbau auf. „Sie müssen schnell kostengünstigen Wohnraum schaffen.“

Gerade im Winter mit Temperaturen unter null Grad seien die Wohnungslosen auf die Hilfen der Wohlfahrtsverbände angewiesen. Sie organisierten regelmäßige Winternotprogramme mit Kältebussen oder Notquartieren, erläuterte Jäger. Immerhin sei in den vergangenen Jahren nach seinem Kenntnisstand niemand erfroren. „Aber wir bräuchten keine Winternothilfe, wenn wir genügend Wohnraum hätten. Die allermeisten Menschen, die auf der Straße leben, möchten in ihren eigenen vier Wänden wohnen, wie wir alle.“