Land Niedersachsen und Kirchen würdigen Loccumer Vertrag
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Loccumer Vertrag
Ministerpräsident Weil: Kirchen sind "Stützpfeiler der Demokratie"
Hannover, Oldenburg (epd).

Das Land Niedersachsen und die evangelischen Kirchen im Bundesland haben den sogenannten Loccumer Vertrag gewürdigt, der vor 70 Jahren von beiden Seiten geschlossen wurde. Dabei hob Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) den Beitrag der Kirchen für Toleranz, Mitmenschlichkeit und sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft hervor: „Ich betrachte die Kirchen als einen echten Stützpfeiler unserer Demokratie“, sagte er. Deshalb werde das Land die Kirchen weiterhin in den politischen Dialog um Zukunftsfragen einbeziehen. Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, unterstrich die bleibende Aktualität des Vertragswerks.

Der Loccumer Vertrag ist der erste Staatskirchenvertrag in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde vor 70 Jahren, am 19. März 1955, im Kloster Loccum bei Nienburg unterzeichnet. In dem Vertrag verpflichten sich das Land und die Kirchen zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf der Grundlage der verfassungsmäßigen Trennung von Staat und Kirche. „Das gelingt uns jetzt schon viele Jahrzehnte lang sehr gut“, sagte Weil. In Niedersachsen leben heute rund vier Millionen evangelische Christen, etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung.

Mit dem Loccumer Vertrag sei die gemeinsame Verantwortung für die Gesellschaft in ein Regelwerk gegossen worden, sagte Weil: „Dies war so gut gemacht, dass der Vertrag zum Vorbild für zahlreiche nachfolgende Staatskirchenverträge wurde.“ Wichtige Beiträge für das gesellschaftliche Leben leisteten die Kirchen insbesondere in der Bildung, in der sozialen Arbeit und auf dem Gesundheitssektor: „In manchen dieser Bereiche erreichen die Kirchen die Menschen oft besser als staatliche Institutionen.“

Adomeit sagte, der Loccumer Vertrag habe nach dem Zweiten Weltkrieg das Grundverhältnis von Staat und Kirche neu geregelt und dabei prägnant den Öffentlichkeitsauftrag der Kirche formuliert. „Mit Blick auf das Ausmaß an Krisen und Herausforderungen, dem sich die Menschen heute stellen müssen, ist diese besondere Verantwortung der Kirche für die Werte- und Urteilsbildung, wie sie im Loccumer Vertrag beschrieben wird, notwendiger denn je.“

Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen blickten mit Dankbarkeit auf das vertrauensvolle Miteinander mit dem Land, betonte Adomeit. „Wir sind zuversichtlich, diese Erfolgsgeschichte auch in Zukunft fortzuschreiben.“ Zur Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen gehören die lutherischen Landeskirchen von Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer.