
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat das fehlende Bewusstsein für die sozialen Folgen des Klimawandels beklagt. Die Welt erlebe derzeit eine beispiellose Verrohung, sagte er am Mittwoch bei der Vollversammlung der katholischen Bischöfe im Kloster Steinfeld in der Eifel. Neokoloniale Denkweisen, die ignorant seien gegenüber der globalen Gerechtigkeit und eine Wirtschaft, die Mensch und Natur verschlinge, bestimmten den Kurs, beklagte der Theologe.
Wilmer ist Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, die sich auch mit Umweltfragen befasst. Umwelt- und Klimaschutz sind ein Themenschwerpunkt der noch bis Donnerstag tagenden Bischofskonferenz. Anlass für den Thementag ist die Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, die vor zehn Jahren erschien.
Wilmer kritisierte, dass die Weltklimaabkommen zur Farce zu verkommen drohten. „Die Interessen von heute stehen über denen von morgen“, sagte er. Die Klimakatastrophe eskaliere, Millionen Menschen sterben nach seinen Worten durch Hunger, Krieg und Ausbeutung. Dennoch gelte in den westlichen Industrienationen vor allem der Fokus „Wir zuerst“. Wer durch den Klimawandel Land verliere, hungere oder sterbe, bleibe ein anonymes Opfer.
Der Bochumer Umweltökonom Andreas Löschel mahnte, derzeit scheine es unwahrscheinlich, dass die Welt das Klimaziel aus dem Pariser Abkommen von 2015 erreiche, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Ursache sieht Löschel, der als Experte Gast der Vollversammlung war, in einem „großen Marktversagen“. Es fehlten Anreize, sich so zu verhalten, wie es für den Planeten am besten wäre.