An Menschen, die in den beiden Weltkriegen umgekommen sind, erinnern oft Gedenktafeln in ihren Heimatorten. Doch wo sind sie wirklich begraben? Antworten gibt unter anderem die Datenbank des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Zum Volkstrauertag, der an Kriegsopfer erinnert, erläutern Experten grundlegende Fakten über das Gedenken und die Spurensuche in der eigenen Familie.
Wie finde ich heraus, wo mein Opa oder Urgroßvater im Ersten oder Zweiten Weltkrieg getötet wurde?
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat rund 5.395.000 Datensätze auf seiner Plattform „Gräbersuche Online“ unter www.volksbund.de/erinnern-gedenken/graebersuche-online eingepflegt. Dort findet sich, was über die Kriegstoten und Vermissten des Ersten und Zweiten Weltkrieges bekannt ist. Wer ein paar Informationen eingibt, kann zum Beispiel erfahren, wo das Grab des Opas ist, zumindest dann, wenn dieser auf einer Kriegsgräberstätte liegt. „Die Erfassung der Daten ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Marco Wingert vom Landesverband Niedersachsen des Volksbundes. Zudem ist es möglich, eine Suchanfrage beim Referat Gräbernachweis des Volksbundes zu stellen.
Sind die Gräber nach so langer Zeit überhaupt noch erhalten?
Kriegstote haben ein dauerndes Ruherecht, wie Wingert erläutert. Ihre Gräber müssen über die Generationen hinweg erhalten werden. Der Volksbund betreut derzeit in 46 Staaten mehr als 830 Kriegsgräberstätten mit über 2,8 Millionen Kriegstoten. Mit diesen Staaten hat Deutschland ein entsprechendes Kriegsgräberabkommen abgeschlossen. Grundsätzlich sind Kriegsgräberstätten für Besucher geöffnet. Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes sollten bei Reisen ins Ausland allerdings beachtet werden.
Auch in Deutschland gibt es Kriegsgräber, wer liegt dort begraben?
Es gibt hierzulande laut Volksbund mehr als 12.000 Kriegsgräberstätten, auf denen mehr als 1,8 Millionen deutsche und ausländische Tote des Ersten und Zweiten Weltkrieges ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Der Erhalt dieser Gräber ist eine im Grundgesetz verankerte staatliche Aufgabe, die zumeist die Kommunen übernehmen.
Als Kriegstote gelten dabei nicht nur Soldaten. Zum Beispiel zählen auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen, Flüchtlinge und Vertriebene, Bombenopfer oder KZ-Opfer dazu, denn sie alle sind infolge des Krieges umgekommen. Auch bei den Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag steht heutzutage das Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus im Vordergrund, wie der Referent für Friedensarbeit in der hannoverschen Landeskirche, Felix Paul, erläutert.
Wer besucht die Gräberstätten überhaupt noch?
Das sind laut Wingert zum Beispiel Nachfahren und Angehörige, aber auch Forschende. Der Volksbund sieht in den Gräber zudem historisch-politische Lernstätten für seine Jugend- und Bildungsarbeit.1953 fuhren deutsche Jugendliche erstmals auf die deutsche Kriegsgräberstätte in Lommel in Belgien, um Soldatengräber zu pflegen. Unter dem Motto „Versöhnung über den Gräbern“ kamen sie dabei mit flämischen Jugendlichen zusammen. Solche Begegnungen gibt es seitdem in vielen Ländern.
Am 17. November ist Volkstrauertag. Es wird dann in Veranstaltungen an die Kriegstoten erinnert. Die Nazis hatten den Tag zum „Heldengedenktag“ gemacht. Ist der Volkstrauertag überhaupt noch zeitgemäß?
Wie Felix Paul erläutert, hat die Umdeutung durch die Nazis dem Tag einen nachhaltigen Anstrich verliehen. Doch durch langjähriges Engagement zum Beispiel von Initiativen aus der Kirche, der Politik und vonseiten des Volksbundes hat sich die Bedeutung gewandelt, hin zu einem Mahntag zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. Dabei gibt es neben althergebrachten Ritualen inzwischen viele kreative Alternativen, wie Paul sagt: „Von klassischen Kranzniederlegungen über Vorträge und Ausstellungen bis hin zu Friedensfesten ist vieles dabei.“
Auch das Totengedenken unterliegt einem Wandel. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezog bei der zentralen Gedenkveranstaltung 2020 erstmals auch die Opfer terroristischer, politischer, islamistischer, rassistischer und antisemitischer Anschläge und Morde ein. Dies geschah angesichts der Angriffe von Hanau, Halle und der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke.