Die Online-Plattform „Frisia Judaica“ informiert ab sofort über das jüdische Leben in Ostfriesland. Das unter frisia-judaica.de erreichbare Portal beleuchtet das kulturelle Erbe und die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden in der Region, teilte die Ostfriesische Landschaft am Dienstag in Aurich mit. So solle das Bewusstsein für dieses Kapitel ostfriesischer Geschichte gefördert werden. Es sei wichtig, junge Menschen zum Nachdenken zu bewegen, betonte Landschaftspräsident Rico Mecklenburg: „Wir müssen uns gegen den Antisemitismus und den Rechtspopulismus in dieser Zeit wehren.“
Die kontinuierlich wachsende Website biete ausführliche Artikel, historische Dokumente, Bildergalerien und interaktive Karten, hieß es. Dem Vorsitzenden der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Leer, Wolfgang Kellner, zufolge, lassen sich jüdische Menschen in Ostfriesland seit 400 Jahren nachweisen. Die viel zitierte „Friesische Freiheit“ habe für sie jedoch nicht gegolten. In der NS-Zeit hätten Landräte und Bürgermeister schon früh ein judenfreies Ostfriesland gefordert, erläuterte er.
In Ostfriesland gibt es heute keine aktive jüdische Gemeinde mehr. Die nächste Synagogengemeinde befindet sich in Oldenburg. Laut der früheren Vorsitzenden Elisabeth Schwesinger versammeln sich dort jüdische Menschen aus 20 Ländern. Einige von ihnen müssten jüdische Traditionen erst wieder erlernen. „Aktuell machen uns antisemitische Bedrohungen Sorge“, sagte sie. Dies gelte insbesondere seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel. „Unsere Kinder bekommen diesen neuen Antisemitismus zu spüren.“ Sie hoffe, dass „Frisia Judaica“ einen Teil zum gegenseitigen Verständnis beitragen könne.