
Fachpersonal aus dem Ausland ist nötig, um die freien Stellen in der Pflege zu besetzen. Pflegerin Rodalie Pamorca von den Philippinen berichtet, wie sie durch eine Agentur nach Deutschland kam - und welche Rolle dabei ein Gütezeichen spielt.
Berlin, Frankfurt a.M. (epd). Rodalie Pamorca kam vor fast zwei Jahren von den Philippinen nach Deutschland, um in der Pflege zu arbeiten. „Besonders die Betreuung älterer Menschen empfinde ich als äußerst erfüllend“, sagt die 49-Jährige. Pamorca kann auf über 26 Jahre Erfahrung in der Pflege zurückblicken. Diese Erfahrung setzt sie nun in der Altenpflege in einem AWO-Pflegeheim in Nordhessen ein.
Sie hat zwar noch mit Sprachbarrieren zu kämpfen, aber wenigstens blieben ihr die bürokratischen Hürden erspart. „Glücklicherweise hatte ich hier keine größeren Schwierigkeiten, weil meine Agentur TrueCare sich um alle notwendigen Formalitäten gekümmert hat. Ich musste lediglich den Guidelines folgen, was mir den Einstieg erheblich erleichtert hat“, sagt Pamorca. TrueCare ist Träger des Gütezeichens „Faire Anwerbung Pflege Deutschland“.
Pflegefachkräfte profitieren von fairen Anwerbebedingungen
Benjamin Nabert, geschäftsführender Gesellschafter von TrueCare, sagt: „Für uns ist eine faire Anwerbung internationaler Pflegekräfte eine Herzensangelegenheit. Der Fachkräftemangel stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen, die wir nur mit gut ausgebildeten internationalen Fachkräften bewältigen können.“ Das Gütezeichen helfe, den Anwerbeprozess transparent, ethisch und nachhaltig zu gestalten. „Es definiert klare Richtlinien, sodass wir Pflegekräfte unter fairen Bedingungen in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren können.“
Erstmals erhielt die Agentur TrueCare im Januar 2022 das Gütezeichen, im Sommer 2024 wurde es erneuert. Auch für das angeworbene Personal selbst habe das es viele Vorteile. „Pflegefachkräfte erhalten verständliche Vertragsinformationen in ihrer Sprache, profitieren von fairen Anwerbebedingungen ohne jegliche Kosten und können fundierte Entscheidungen über die Auswahl ihres Arbeitgebers treffen“, sagt Nabert.
Herausgeber des Gütezeichens ist das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Ann-Christin Wedeking leitet beim KDA die Geschäftsstelle der Gütegemeinschaft: „Der grundlegende Gedanke hinter dem Gütezeichen ist, dass Pflegefachpersonen aus dem Ausland nicht schon mit Schulden, die sie für die Erwerbsmigration auf sich genommen haben, nach Deutschland kommen“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Berichte über unseriöse Vermittlungsagenturen haben sich besonders in den Jahren 2018 und 2019 gehäuft.“ Das Feedback auf das Gütezeichen sei durchweg positiv. „Die Unternehmen melden zurück, dass es ihnen hilft, eigene Strukturen zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen“, sagt Wedeking.
Gütezeichen schafft Vertrauen
Auch die flegisto GmbH im bayerischen Kirchlauter trägt seit Ende Januar vergangenen Jahres das Gütezeichen. Die Organisation wirbt Pflegepersonal aus aller Welt an und vermittelt es an Unternehmen in Deutschland. Das Recruiting sei dabei für die ausländischen Fachkräfte kostenlos. „Wir übernehmen das gesamte Verfahren von der Prüfung der Dokumente zur Anerkennung des Berufs bis hin zur Einreise“, sagt Geschäftsführer Michael Weiß-Gehring.
Das Gütezeichen habe aber auch Nachteile, räumt er ein. „Die Kosten werden höher durch die Zertifizierung, weil der Aufwand dazu hoch ist.“ Außerdem seien die eigenen Ansprüche an die Kooperationspartner gewachsen, weshalb man nur mit wenigen Unternehmen zusammenarbeite. Dennoch zieht Weiß-Gehring eine positive Bilanz. „Wir können durch das Gütezeichen zeigen: Wir sind seriös, wir werden kontrolliert. Dadurch schaffen wir Vertrauen.“
Müsste sich Rodalie Pamorca heute erneut für eine Vermittlungsagentur entscheiden, würde sie wieder darauf achten, dass die Firma das Gütezeichen trägt: „In der heutigen Zeit ist es entscheidend, eine seriöse Agentur auszuwählen.“
Gütegemeinschaft zur Anwerbung und Vermittlung von Pflegekräften aus dem Ausland: http://u.epd.de/2nkg
Güte- und Prüfbestimmungen zum Gütesiegel (PDF): http://u.epd.de/3bz3