
Die Deutschkenntnisse der Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine haben sich in den zwei Jahren zwischen der Flucht 2022 und einer Befragung 2024 stark verbessert. Während bei der Ankunft in Deutschland 92 Prozent der ukrainischen Schüler schlecht oder überhaupt kein Deutsch sprachen, habe dies im Sommer 2024 nur noch auf 13 Prozent zugetroffen, teilte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden am 19. März. 35 Prozent der ukrainischen Schüler hätten angegeben, ihr Deutschsprechen „geht“, und 51 Prozent hätten ihre Deutschkenntnisse inzwischen als gut oder sehr gut bezeichnet. In Deutschland befinden sich laut BiB 357.000 Minderjährige aus der Ukraine.
Trotz der guten Sprachkenntnisse zeige ein Großteil der befragten ukrainischen Schüler „nur ein relativ geringes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Schule“, teilte das BiB mit. Dies treffe insbesondere auf ältere Schülerinnen und Schüler zu. Dagegen äußerten Jugendliche aus Syrien oder Afghanistan etwa zwei Jahre nach der Ankunft in Deutschland ein überdurchschnittliches Schulzugehörigkeitsgefühl. Ukrainische Schüler, die ihre Zukunft langfristig in Deutschland sähen, fühlten sich ihrer Schule stärker verbunden, erklärte das BiB. Auch die Lebenszufriedenheit hänge mit einer langfristigen Perspektive in Deutschland zusammen.
Kinder und Jugendliche aus der Ukraine hätten bei der Befragung „tendenziell höhere Werte in der Lebenszufriedenheit als bei Erwachsenen“ angegeben. Auf einer Skala von 0 bis 10 hätten die Befragten einen Durchschnittswert von 7,3 genannt. Etwas mehr als die Hälfte habe sogar Werte von 8 und höher angegeben, allerdings ein gutes Viertel (27 Prozent) eine geringere Zufriedenheit mit Werten von 6 und niedriger. Eine geringere Lebenszufriedenheit hätten vor allem ältere Jugendliche geäußert, die eine Rückkehrabsicht oder enge Freunde in der Ukraine haben.
Mehr als ein Drittel der 11- bis 17-Jährigen gab nach der Studie an, für immer in Deutschland bleiben zu wollen. Nahezu ebenso viele seien noch unentschlossen. Das übrige Drittel wolle noch einige Jahre in Deutschland bleiben oder zumindest bis zum Ende des Krieges in der Ukraine. Bemerkenswert sei, dass die Unentschlossenheit der Erwachsenen aus der Ukraine geringer sei: Die Hälfte wolle für immer in Deutschland bleiben, und nur 20 Prozent seien noch nicht entschieden.
Fast alle Kinder und Jugendliche aus der Ukraine besuchen nach Angaben des BiB in Deutschland den regulären Schulunterricht. Nur sechs Prozent besuchten ausschließlich spezielle Klassen für Flüchtlinge. Außerdem hätten 33 Prozent angegeben, neben dem deutschen Unterricht zusätzlich einen ukrainischen Online-Unterricht zu besuchen. Knapp zwei Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen (64 Prozent) nähmen an mindestens einer außerschulischen Aktivität teil, am beliebtesten sei der Sport, gefolgt von Kunst und Musik. Die Studie stützt sich auf eine Befragung zwischen März und Juni 2024, bei der 2.926 erwachsene Ukrainerinnen und Ukrainer und 500 Minderjährige zwischen elf und 17 Jahren befragt wurden.
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Pressemitteilung: http://u.epd.de/3cml