Zu anstößig für die EU
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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als Europa mit dem Stier
Caricatura-Museum zeigt verbotene Hurzlmeier-Karikaturen

Die Gemälde des Künstlers Rudi Hurzlmeier sollten eigentlich in Räumen der EU in Brüssel hängen. Doch die EU-Verwaltung verbot die Ausstellung der politischen Karikaturen. Nun sind sie im Frankfurter Caricatura-Museum zu sehen.

Frankfurt a.M. (epd). Ursula von der Leyen und die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel laufen lachend Hand in Hand, barfuß und jeweils eine Brust entblößt. Das Gemälde nach dem Vorbild von Pablo Picassos „Zwei Frauen laufen am Strand“ ist eines der harmlosen, mit denen der Karikaturist Rudi Hurzlmeier die Präsidentin der EU-Kommission aufs Korn nimmt. Der Vorsitzende und Europaabgeordnete von „Die Partei“, Martin Sonneborn, hat den Künstler gebeten, „einen kritischen, komischen und satirischen Blick“ auf die EU zu werfen, wie er berichtet. Doch die Ausstellung mit 19 Bildern wurde von der Verwaltung des EU-Parlaments kurz vor der Aufhängung verboten. Nun ist die Schau unter dem Titel „Rudi Hu Europa“ Im Caricatura-Museum in Frankfurt am Main vom 5. April bis 21. September zu sehen.

Aufgespießt: Fragwürdige Verträge

Die Bilder seien nach Auffassung der EU-Verwaltung anstößig, provozierend und gegen die Werte der EU gerichtet, gibt Sonneborn wieder. Damit widerspreche die EU sich selbst, die vorgebe, den Wert der Kunstfreiheit zu schätzen. In Wahrheit hielten die Karikaturen demokratische Werte hoch, etwa indem sie Korruption aufspießten. So liegen in einem Gemälde von der Leyen und der Chef des Pharmakonzerns Pfizer, Albert Bourla, nebeneinander mit Handys in der Badewanne. Während der Corona-Pandemie habe die EU durch einen Impfstoff-Liefervertrag mit Pfizer im Umfang von geschätzten 35 Milliarden Euro viel Steuergeld in den Sand gesetzt, kritisiert Sonneborn. Doch von der Leyen verweigere bis heute die Herausgabe ihrer SMS an den Pfizer-Chef.

Einen weiteren fragwürdigen Vertrag der EU spießt Hurzlmeier auf: Von der Leyen und der aserbaidschanische Präsidenten Ilham Alijew lehnen an Ölfässern und prosten sich lächelnd mit Bierhumpen zu, während sie auf Kriegstrümmern stehen und im Hintergrund Häuser brennen. Die EU habe umfangreiche Energiegeschäfte mit der Öldiktatur Alijews einschließlich des Imports russischen Gases über Aserbaidschan abgeschlossen, obwohl das Land in einem Angriffskrieg 100.000 Armenier aus Berg-Karabach vertrieben habe, erklärt Sonneborn. Die Diktatur lasse Vorzeichen weiterer Aggression gegen Armenien erkennen, aber Europa nehme davon keine Notiz.

Die Kunstwerke seien „Hofmalerei“ für einen Auftraggeber wie bei dem Barockmaler Diego Velázquez, sagt Hurzlmeier verschmitzt. Ausgestellt sind Reproduktionen von Gemälden, digital erstellten Kunstwerken und Montagen beider Formen. „Die Partei“ wolle „lustige Oppositionspolitik“ machen, gibt Sonneborn, der frühere Chefredakteur des Satiremagazins Titanic, als Motiv für den Auftrag an. „Das EU-Parlament überschätzt sich maßlos“, fügt er ernsthafter an. Es stelle sich gegen Russland, China und jetzt die USA, entwickele aber „keinen Funken an diplomatischer Initiative“.

„Aliens in der EU-Ehrenloge“

Nicht nur von der Leyen ist Zielscheibe von Hurzlmeiers Karikaturen. Unter dem Titel „Aliens in der EU-Ehrenloge“ sind US-Präsident Donald Trump mit roter Krawatte und sein Berater, der Unternehmer Elon Musk, als gestikulierende Figuren der Muppet-Show zu sehen. Musk macht den Hitler-Gruß, Trumps Sprechblase ist mit einem Kackhaufen gefüllt. Unter der Loge ist neben dem EU-Wappen ein Verbotsschild für kackende Dackel mit roter Krawatte angebracht. Auch die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel bekommt ihr Fett weg: Unter dem Titel „Schlimme Wachsfigurenschmelze“ räkelt eine riesenhafte, viel Haut zeigende Merkelfigur auf einem Plüschsofa. Ihre Konturen beginnen sich zu verwischen, weil das Wachs heruntertropft.

Dekorateur, Krankenpfleger, Filmkulissenbauer, Antiquitätenhändler

Der 1952 im niederbayerischen Mallersdorf geborene Rudi Hurzlmeier war nach dem Abbruch der Schule mit 16 Jahren unter anderem als Dekorateur, Krankenpfleger, Filmkulissenbauer, Antiquitätenhändler und als Gag-Writer für bekannte Komiker tätig. Nebenbei studierte er autodidaktisch Zeichnen, Malerei und Bildhauerei. Seit 1985 veröffentlicht der in München lebende Künstler im Satiremagazin Titanic regelmäßig Zeichnungen und Gemälde. Die Werke des mehrfach ausgezeichneten Künstlers wurden in mehr als 100 Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, rund 45 Bücher und Kataloge erschienen über ihn und mit ihm.

Von Jens Bayer-Gimm (epd)