Politische Satire im Karneval: Rosenmontagszüge zeigen Putin, Trump und Xi als XL-Machos und Merz als störrischen Esel. Die Jecken nehmen das Weltgeschehen aufs Korn. Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen begleiten die Umzüge aufgrund von Anschlagsdrohungen.
Köln, Düsseldorf, Mainz (epd). Bei strahlendem Sonnenschein sind die Rosenmontagszüge durch die deutschen Karnevalshochburgen gezogen. Die politischen Persiflagewagen in Köln nehmen etwa die neue US-Regierung, die Bundestagswahl und sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche aufs Korn. Die politischen Mottowagen in Düsseldorf zeigen die Staatschefs der Weltmächte mit dicken Eiern, den designierten Kanzler Friedrich Merz (CDU) als Esel und AfD-Chefin Alice Weidel als Märchenhexe, die Lebkuchen in Hakenkreuzform an Erstwähler verteilt.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte ihren Besuch beim Kölner Rosenmontagszug wegen des Vorfalls in Mannheim abgebrochen, bestätigte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Laut Polizei ist am 3. März ein Auto in eine Personengruppe in der Mannheimer Innenstadt gefahren. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen seien dabei zwei Personen getötet worden und mehrere Menschen seien verletzt worden, teilte das Polizeipräsidium Mannheim mit.
Der Rosenmontag ist Höhepunkt des Straßenkarnevals, in den Metropolen des Frohsinns begleiteten Hunderttausende Menschen die großen Umzüge in Köln, Düsseldorf, Aachen, Mainz und Bonn sowie zahlreichen weiteren Städten. Wegen Anschlagsdrohungen waren die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden.
Einer der insgesamt 14 politischen Mottowagen in Düsseldorf aus der Werkstatt des Künstlers Jaques Tilly zeigt CDU-Chef Merz als dürren Esel. Er ist vor einen schwer beladenen Wagen gespannt und bekommt angesichts der Last von Schuldenbremse, AfD, Rezession, Ukrainekrieg und US-Präsident Trump keinen Fuß auf den Boden. Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steuert ein abgesoffenes kleines SPD-Schiff, das auf den Meeresgrund im Sand gesunken ist.
Die internationale Politik ist ebenfalls Gegenstand von Spott und Hohn: Die Staatschefs Xi Jinping, Donald Trump und Wladimir Putin werden mit überdimensionierten Hoden gezeigt, die ihre jeweiligen Länder „great again“ machen wollen. Tech-Milliardär Elon Musk ist als sabberndes Baby mit AfD-Windel, Napoleon-Hut und US-Flagge in Hakenkreuzform zu sehen.
Putin und Trump zerquetschen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit einem „Hitler-Stalin-Pakt 2.0“. Ein rauschebärtiger Gott packt den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie einen Vertreter der Palästinenser an den Ohren und fordert beide auf, „endlich eine politische Lösung“ zu finden.
Die Kölner Persiflagewagen zeigen einen Trump, der Freiheit und Justiz Ketten anlegt. Elon Musk wippt auf einem zum Hitlergruß ausgestreckten Arm und befördert damit AfD-Frau Alice Weidel in die Höhe. Ein Wagen zu sexualisierter Gewalt in der Kirche mit der Aufschrift „Jesus liebt dich“ zeigt einen Beichtstuhl mit dem ausgestreckten Arm eines Geistlichen, der mit gekrümmtem Zeigefinger einen kleinen Messdiener heranzulocken scheint. Das Festkomitee hatte den Wagen gegen Kritik aus dem Erzbistum und von CDU-Lokalpolitikern verteidigt.
Beim Rosenmontagsumzug in Mainz hätten die Menschen bei einer „super Stimmung“ gesungen und geschunkelt, teilte ein Sprecher des federführenden Mainzer Carneval-Vereins (MCV) dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Etwa 600.000 Zuschauerinnen und Zuschauer hätten teilgenommen. Mainz zählt neben Köln und Düsseldorf zu den wichtigsten deutschen Fastnachtshochburgen.
Neun der zehn eigens für die Mainzer Straßenfastnacht gebauten politischen Motivwagen hatte der MCV bereits vor einigen Tagen der Presse vorgestellt. Thematisiert wurde das Scheitern der Berliner Ampel-Regierung, die zu einem Monster mutierte, überbordende Bürokratie in Deutschland und der marode Zustand von Deutscher Bahn und Bundeswehr.
Comitee Düsseldorfer Carneval: www.helau.cc/de
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